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Cannibal Corpse, Revocation, Aeon

5. November 2014, Ludwigsburg, Rockfabrik

Triple Corpse Hammerblow

Es ist Death Metal-Herbst. Die Tage werden kürzer, die Morgen dunkler und der Konzertkalender füllt sich, hauptsächlich mit Bands der härtesten Schiene. Es ist schier unmöglich, alles mitzunehmen, aber die Florida-Institution Cannibal Corpse ist immer eine Reise wert (auch mal Mittwochs abends ins rund 100 km entfernte Schwabenländle) – zumal wir kurzfristig sogar noch auf die Gästeliste gerutscht sind, danke Metal Hammer!

Trotz Bahnstreik und Feierabend erreichen wir ohne nennenswerte Staus die Rockfabrik und die erste Reaktion wie immer: wäre der Laden doch nur näher am Rhein-Neckar-Gebiet! Klasse Live Club, aber ich glaube auch am Wochenende, wenn keine Konzerte sind, kann man in der sehr großen und gemütlichen Location super mit Gleichgesinnten Bier trinken und feiern. In unserer Region fehlt sowas definitiv.

Natürlich war die Anfahrt doch einen Tick zu lang, um pünktlich zu AEONs ersten Takten da zu sein – die Band muss bereits ungefähr mit dem halben Set durch sein, als wir eintreffen. Die Schweden, Labelmates von Corpse, klingen mal gar nicht schwedisch – ihr technischer Old School Death Metal hat eine deftige 90er-Jahre-Florida-Schlagseite, Bands wie Deicide oder Morbid Angel standen sicherlich Pate. Die Songs pendeln zwischen Uptempo und Blast, bieten zwar nichts grundlegend neues, aber ihr Repertoire beherrschen sie – schön brachialer Sound, guter Anheizer. Kommt auf den mittlerweile leider sehr langen „mal ’ne Platte antesten“-Zettel!

Auch REVOCATION aus Boston sind mittlerweile bei Metal Blade gelandet und auch sie spielen Death Metal. Und zeigen eindrucksvoll, wie abwechslungsreich dieses Genre sein kann. Wie alle drei Bands gehen sie sehr technisch zu Werke, haben aber in ihrem Death / Thrash-Cocktail jede Menge artfremde Einflüsse und verrückte Ideen – mal wird ein sehr melodischer Clean-Refrain eingeflochten, dann folgen irre Prog-Instrumentalabfahrten der Saitenfraktion, fast schon jazzige Parts, und trotz all dem bleibt die Mucke des Vierers eingängig und jederzeit nachvollziehbar – und zudem geht die Band auf der Bühne richtig steil und Frontmann David Davidson punktet mit sympathischen, launigen Ansagen. Auch Revocation kommen auf meinen Zettel, und zwar ziemlich weit nach vorne. Das war geil!

Bei den Florida-Bürgerschrecken CANNIBAL CORPSE wird die Rofa dann richtig voll – klar, stellen sie doch mit die Speerspitze eines ganzen Genres dar. Auf Platte wie live stets eine Bank – heftige Gore-Lyrics, die alljährlich die BPjM auf die Palme bringen gepaart mit bretthartem Death Metal auf allerhöchstem technischen Niveau. Und das stellen sie auch in Ludwigsburg unter Beweis: vom Opener „Staring through the eyes of the dead“ bis zum Schlusspunkt „Devoured by vermin“ prügeln sich die Kannibalen durch einen Hammer-Set, der das gewohnte Bild bietet: statische, konzentrierte Bühnenshow der Saitenfraktion, ein entfesselt trommelnder Paul Mazurkiewicz (mit einem diabolischen Dauergrinsen im Gesicht ...) und als Blickfang Fronter George „Corpsegrinder“ Fisher, der vielleicht ultimative Death Metal Growler, der Mann mit dem unglaublich breiten Nacken und dem Dauer-Propeller-Banging (da fragt man sich jedes Mal wieder: wie lange hält der das noch durch? Das kann nicht gesund sein ...). Anfangs gibt’s noch längere Ansagen vom Corpsegrinder, mit fortlaufendem Set beschränkt er sich dann drauf, die Songtitel rauszubrüllen und die Band quasi nicht im Spielrausch zu unterbrechen. Die Setlist ist extrem ausgewogen, das neue Album „A skeletal domain“ wird nur mit drei Songs bedacht, ansonsten spielen sie trotz zahlreicher, meines Wissens in Deutschland immer noch indizierter Alben, von nahezu jeder Platte einen Song, nur „Butchered at birth“ bleibt außen vor. Macht ingesamt 19 Songs, 19 Blaupausen der extremen Musik. Immer wieder eine geile Liveband.

Die Blues- und Americana-Fraktion bitte nun wegsehen, und auch zartbesaitete Naturen bitte zum nächsten Bericht springen. Hier die

Cannibal Corpse-Setlist:
Staring through the eyes of the dead
Fucked with a knife
Stripped, raped and strangled
Kill or become
Sadistic embodiment
Icepick lobotomy
Scourge of iron
Demented aggression
Evisceration plague
Dormant bodies bursting
Addicted to vaginal skin
The wretched spawn
Pounded into dust
I cum blood
Disposal of the body
Make them suffer
A skull full of maggots
Hammer smashed face
Devoured by vermin

Florian Störzer