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Royal Republic + The Durango Riot

30. November 2012, Substage, Karlsruhe

Who’s gonna save the nation???

Freitag Abend nach einer stressigen Arbeitswoche ... da gibt es doch nichts Besseres, als mehr oder weniger spontan ein wenig Rock ’n’ Roll mitzunehmen! In einem richtig guten Club (der nicht mehr ganz so neuen Substage Mk. 2 in Karlsruhe) und in guter Fahrdistanz. Und wenn letztere dann auch noch egal ist, da Kumpel Flo fährt ... wunderbar, schöner Wochenausklang!

ROYAL REPUBLIC spielen auf, das aktuell heißeste Ding der schwedischen Rockszene, mit einer mir noch unbekannten Vorband namens THE DURANGO RIOT. Die Substage ist ordentlich gefüllt als wir ankommen. Das erste Bier fließt schnell und mit dem zweiten gehen auch wenige Minuten nach acht die Clublichter für den Support aus; als erstes betritt ein Typ im Anzug die Bühne; meine erste Reaktion „das gibt The Hives für Arme“ kann ich zum Glück schnell revidieren; The Durango Riot’s Drummer Erik ist der einzige, der Hives-Look trägt, der Rest zieht eher den Lemmy-Syle (Basser und Gitarrist) oder das schwarze Edel-Rocker-Outfit mit Hut vor und musikalisch rockt hier so einiges! Schweden können ja grundsätzlich Rock ’n’ Roll, und was The Durango Riot in leider nur knapp 35 Minuten abliefern, tönt sehr abwechslungsreich; alle Musiker können spielen, die Songs sind nicht Skandinavier-Rock von der Stange, sondern mit Ecken und Kanten und verschiedensten Einflüssen ... abwechslungsreiche Kompositionen mit ordentlich Drive und Dynamik, keine offensichtlichen Hits, aber genügend Widerhaken-Riffs und -Parts, dazu ein ungewöhnlicher Sänger mit recht hoher Stimme und ein cooles und professionelles, aber keineswegs gestelltes Stageacting. Beide Daumen hoch für einen klasse Anheizer!

Können Royal Republic da einen draufsetzen? Die Band, deren Debut „We are the royal“ 2010 vom Rock Hard als die Rettung des Rotzrock gefeiert wurde und auf eine Stufe mit Götteralben wie „Total 13“ (Backyard Babies) und „High visibility“ (Hellacopters) gestellt wurde. Können Sie!! Von den ersten Takten des Openers „Save the nation“, dem Titelsong des neuen, zweiten Albums, tobt der Mob, alle singen äußert textsicher mit und die Band wird vom Publikum begeistert abgefeiert und ... HALT! Hüpfen, springen, mitsingen, Stimmung ... alles bestens, aber schauen wir doch mal genauer hin. Das sehr jugendliche Publikum hat seinen Spaß, aber mit 34 Jahren und den oben genannten Skandinavier-Rock-Blaupausen im Hinterkopf hat man doch noch andere Erwartungen, zumal ja auch beide Royal Republic- Alben wirklich gut sind. Aber live klingt das wie auf Platte. Kein zusätzlicher Druck, nicht härter, schneller, lauter, dreckige r... nein, irgendwie gleich. „Irgendwie langweilig“ sagt Flo, und der muss es beurteilen können, hat er die Band doch schon zweimal live gesehen, und damals „war das alles irgendwie nicht so kommerziell“. Den Vergleich habe ich natürlich nicht, aber das glattpolierte, das kann ich nachvollziehen: Royal Republic präsentieren sich als gut eingespielte, tighte Band, aber der Dreck unter den Fingernägeln, der fehlt komplett. Dabei machen sie im Grunde nichts falsch: die Menge tobt, Sänger Adam präsentiert sich als sehr sympathischer und eloquenter Entertainer und die Band spielt ihre zahlreichen eingängigen, guten Songs perfekt ... aber mit dem, was ich von skandinavischem Rotzrock erwarte, hat das nichts zu tun; das ist recht glatter Alternative-Rock für die Rock am Ring-Generation ... mit vielen Hits, aber irgendwo ohne jeglichen Tiefgang. Vielleicht sind wir mit ein bisschen falschen Erwartungen hierher (wobei Flo eben bestätigt, dass die als Support von den Donots noch deutlich ruppiger klangen), aber irgendwann in der Mitte des Gigs verziehen wir uns aus dem Mob nach hinten, laden Bier (ich) und einen Substage-Crepe („mit Pepperoni-Salami und scharfer Soße“ - Flo) nach, schauen uns den Rest des Gigs von hinten aus an und sind auch nicht böse, als Royal Republic nach einer guten Stunde die Bühne verlassen. Bezeichnend für den ein wenig vorhersehbaren und überraschungsarmen Gig dann, dass ich 1:1 die Zugaben voraussage: erst „Everybody wants to be an astronaut“, dann „Irgendwas anderes“ (in diesem Fall eine B-Seite) und dann „We are the royal“ als Rausschmeißer.

Das klingt jetzt alles recht negativ, aber alles in allem war es schon ein cooler Abend; The Durango Riot eine klasse Entdeckung, beide CDs werden am Merch-Stand noch eingesackt, wo die Band sie auch noch gerne signiert, und Royal Republic sind ja auch gut und die CDs kann man gut hören .. aber an diesem Abend fehlte mir beim Hauptact das gewisse Etwas ... das Potential, auch in 10 Jahren noch eine große Nummer zu sein ... die absoluten Über-Songs ... oder (vielleicht ein wenig zu hart formuliert): die Substanz. Ihre Vorband war musikalisch meiner Meinung nach interessanter und hatte mehr zu bieten. Auch wenn sie das Publikum nicht so zum Hüpfen brachte.


Setlist Royal Republic
:
Save The Nation
You Ain't Nobody ('Til Somebody Hates You)
Make Love Not War (If You Have To Make War - Be Sure To Make Time To Make Love In Between)
All Because Of You
I Must Be Out Of My Mind
Full Steam Spacemachine
Molotov
Walking Down The Line (Acoustic)
Addictive (Acoustic)
Ace Of Spades (Motörhead Cover)
Punch Drunk Love
Sailing Man
The End
Underwear
Tommy-Gun
-------------------------
Everybody Wants To Be An Astronaut
I Don't Wanna Go Out (X Cover)
The Royal

Florian Störzer