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Oberrheinische Blues Gesellschaft

19. Juli 2014, Schwetzingen, Cafe Montreux

Hot Day In Hell

„Wir spielen heute Songs über Frauen, der Blues handelt immer von Frauen, vom Saufen und von der Kohle!“ (Uli Hochlechner)
Mehr fällt mir auch nicht dazu ein, Tod und Teufel evtl?

Es ist verdammt heiß, der Biergarten gut gefüllt, naja kost’ ja nix. Montreux-Pitsches räsoniert vor sich hin, der hat auch den Blues, 1,5 Bedienungen für 100 Nasen … Samstagabend, 12-Takte in dem verhinderten Mozart-Städtchen, Schwetzinger Querschnitt, Musikenthusiasten gewinnen fast immer gegen ihr Sofa, unentwegte Biertrinker, schräge Fußballfans die den Musikschuppen mit „ihrer“ Skybar verwechseln und das WM-Ende verpasst haben, Normalos, Schwetzinger Schickeria die versucht, Blues gegen eleganten Designer-Jazz einzutauschen. Also alle, wirklich alle sind sie da.

Die Oberrheinische Blues Gesellschaft hatte ich schon länger auf dem Erlebnis-Zettel, und irgendwie habe ich den Vierer immer verpasst.
Hochlechners Ansage trifft den musikalischen Kern der Sache, auch wenn die Weisheit nicht neu ist: Blues und Weiber. (Live would be better, Red headed woman) Jedenfalls macht es gespannt auf die Setlist. Die Kurpfalz-Blueser schlängeln sich schön am Original entlang, oft mehr New Orleans als Clarksdale, meistens formidabel, gute Musiker sind sie ohnehin. Die gelegentlichen „Jazztupfer“ muss ich akzeptieren, am authentischsten ist die Show immer dann, wenn die Reise zurück ins Delta geht. Manche Nummern klingen fast wie Field Recordings im Sinne des großen Pickers Charley Patton.

Hochlechners leichte Raspelstimme erinnert an die Frühphase des jungen folky Tom Waits, die Gitarre mitunter an William Broonzy (große Worte-ich weiß), das Wechselspiel zwischen Harp und Klampfe auch an Sonny Terry und Brownie McGhee, immer schön sekundiert von einer dezent groovenden Rhythmusfraktion die ihren Job unaufgeregt aber zuverlässig erledigt.
Dass die Instrumentierung die schneidende Chicago-Variante nicht zulässt liegt auf der Hand, obwohl, die muss es real geben. Beim Pinkeln bitte ich den Tieftöner Dieter Pech um eine Johnny Winter Nummer (dessen Gitarre leider am 16. Juli für immer verstummt ist). Wird abgelehnt, geht nur mit der elektrischen Variante der Blues Gesellschaft. Naja, war ja eh klar und ist auch nicht weiter schlimm. Und bei Heid’s Harp-Solo-Gang durchs Publikum kommt dann sogar so was wie Stimmung auf. Da sind unsere Tischnachbarn die Robert Johnson mit Eric Clapton verwechselt haben schon lange verschwunden. Schöne Sommernacht, auch ohne E-Gitarre.

Gunther Böhm