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Eric Clapton

Support: Andy Fairweather-Low & The Low Riders

30. Mai 2013, O2 World, Berlin

Renaturiert und ausgewildert – E.C. Was Here!

slowhand

Yep, „(If Paradise Is) Half As Nice …“, tja, und wenn dann der Sound nur halb so gut wie beim Gitarrengott aus den Amps scheppern würde, dann wären die nicht genutzten Videoleinwände kaum die Einleitungssequenz wert. Aber aus irgendwelchen Gründen werden weder PA noch Visualentertainment so eingesetzt, wie es der nicht unbedingt kleinkalibrige Andy verdient hat. Mit der Distanz zu Clapton kann das nichts zu tun haben, Andy Fairweather-Low spielt in der ersten Liga, gefragter Studio- und Livecracks, u. a. bei Roger Waters oder eben bei, Achtung, Eric Clapton! Feinste Blueslicks, eine erstklassig besetzte aktuelle Liveband, der u. a. der famose Saxofonist Nick Pentelow (Chappo, Gary Moore, Rhythm Kings, Eric Bibb, Wishbone Ash, die Aufzählung ließe sich beliebig fortführen) angehört. Und Bassmann David Bronze hat für die ganz Großen der Szene eingegroovt, fangen wir an mit beispielsweise Bo Diddley, Roger Daltrey, wie wäre es mit Beatles-Paulchen von mir aus auch Ringo Starr, Joe Walsh, oder, halt, einen hab ich noch, Eric Clapton? Sehr schade, dass in der zweifellos geeigneten Location auf den oberen Rängen nur eine Bonsai-Band mit dünnem Sound ankam. Eric, wem hilft das? Dem Hauptprotagonisten schadet ein ordentlicher Sound der Anheizer garantiert nicht! Die Biertrinkerfraktion mit bei Tageslicht nicht mehr anzutreffender Kotlettenpracht ist nur wegen Dir zum Quartalsbluesrocken etwas zäh vom Sofa hochgekommen. Und wenn Slowhand Fairweather nicht fürchten muss, wo ist dann bitte das Problem, dem Support schon die Regler freizugeben? Vor sechs Wochen (Austin, TX) hat der lahme Sound schon die Wallflowers klanglich ausgehebelt, heut war’s noch ’ne Stufe lauer. Die Musik, mein Gott, fantastischer Blues, dezent stampfend, „Baby What You Want Me To Do“ (Jimmy Reed), Swamp-Blues meets Reggae, Lounge-Blues (!?) niemals auf Hochglanz poliert und dann garantiert straighter Britblues der nach Pint of Guiness und Chicken Shack riecht. Fälschungssicher!
100 % Sterling! Amen Corner? Amen! Hello Old Friend – cool eröffnet!

Andy Fairweather-Low

Ich gebe es zu: es ist eine Binsenweisheit, das die Amerikaner dicker sind (außer in Santa Monica/CA und Boulder/CO) aber in der Breite der interessierten Bevölkerung bessere Musik „konsumieren“. Zumindest werden die Dauerwerbesendungen im Radio durch qualitativ Hochwertigeres als im tumben teutonischen Dudelfunk unterbrochen. SWR 4 ist im Süden der USA die Classic Country Station. Hhm, entscheidet selber. Allerdings – und das ist ein Fakt – mögen’s unsere amerikanischen Musikkoalitionäre, trotz der Vorliebe für solides Handwerk (vergesst einfach die US-Charts) gerne etwas unaufgeregter, geradliniger im Sound, nicht so anstrengend eben. Gut und einfach. Clapton von 8 bis 80. So sah’s aus in Austin. Kein Wunder, dass dem Ticketzahler geboten wird, für was er vermeintlich gelöhnt hat. Bei uns triffst du seltener auf diese Musik-Bevölkerungs-Quersumme! (ich schwöre, der Rotwein steht noch im Keller) Auch ein Fakt ist allerdings: die in ol’ Germany zu einer Clapton-Show kommen, werden nicht enttäuscht, Spezialisten-Freak-Publikum, dass vom Aussterben bedroht ist: Blues-Beer-Bauch-Burgers! Zahlenmäßig weniger (auch wenn die Berliner O 2 World selbstverständlich ausverkauft ist) aber dafür Blues-Puristen von, naja, sagen wir mal 50 bis 80.

Clapton Stage

Kompromisslose Vollfreaks. Ist schon klar, „Badge“ läuft bei uns nicht im Radio. Und genau für jenes seltsame Volk der Bewahrer entfesselt Eric Clapton seine Fender, gibt den Blueslicks Zunder, ohne glattzubügeln wie hin und wieder vor sechs Wochen auf der anderen Seite des Atlantiks. Über das schon gnädig verurteilte „My Fathers Eyes“ hängt der Autor den Mantel der Barmherzigkeit und schweigt. Spätestens ab „Tell The Truth“ schwillt ein Blues-/Blues-Rock Crescendo an, das mit „Black Cat Bone“ und vor allen Dingen „Badge“ orgiastische Höhen erklimmt. Was waren das für Alben, der kurze Kreativausbruch von Cream und das noch kürzere Derek And The Dominos Leuchtfeuer, Blind Faith nicht zu vergessen. In der texanischen Hauptstadt sekundierte Jimmie Vaughan Collin’s „Black Cat Bone“, heute Abend übernimmt Pedal-Steel-Man Greg Leisz formidabel diesen Job. Die Hauptstadt hat keine Helden, oder Heiner Witte und Blues-Speiche machen Urlaub. Is’ eh wurscht.

Der große Lead Belly sorgt für Erlösung („Goodnight, Irene“) und die semiakustische Version des Jahrhundertklassikers „Layla“ gerät auch intensiver als vor Monatsfrist. EC weiß was er wie spielen muss, um den Saal bei der Stange zu halten. Wenig gesprächig, nicht im Stile eines abweisenden Bob Dylan, eher konzentriert auf seine Musik, unterstützt von einer fantastischen Band von der er Chef und Teil ist. Ohne Gegniedel, die Musiker nicht bloß stellend, kein Sologefrickel, als ob er es dennoch beweisen müsste, die Robert-Johnson-Ecke unterstreicht sein einmaliges Können. Seine Seele wird er dem Teufel nicht verkauft haben, wer weiß, gesoffen und weggedrückt hat er in den 70ern zuhauf. Heute spielt er fast ausschließlich den Blues und es sieht so aus, das er ihn endlich wieder bekommen hat, nicht die treuen Begleiter, keine Overdubs, eher die 12 Takte, die drei Mantra-Zeilen, die Licks und das Feuer für Fender und Gibson.

Clapton

Die Gitarre knarzt, „Cocaine“ kracht aus den Boxen, kaum J. J. Cale-laid back, eher wie die Fortsetzung von Cream. Renaturiert und ausgewildert. Cockers „High Time We Went“ kann das auch nicht zerstören.
(siehe auch SXSW 2013, Tag14)

Eric Clapton Band:
Eric Clapton (g, voc)
Doyle Bramhall II (Gitarrist)
Steve Jordan (Schlagzeug)
Chris Stainton (Piano und Keyboards)
Willie Weeks (Bass)
Paul Carrack (keyb, org, voc)
Greg Leisz (pedal steel)
Michelle John (b-voc)
Sharon White (b-voc)
 
Setlist:
Hello Old Friend
My Father’s Eyes
Tell The Truth (Derek and the Dominos)
Gotta Get Over
My Woman Got A Black Cat Bone (Albet Collins)
Got To Get Better In A Little While (Derek And The Dominos)
Come Rain Or Come Shine (Harold Arlen)
Badge (Cream)
Driftin' Blues (Johnny Moore’s Three Blazers)
Goodnight, Irene (Lead Belly)
Layla (Derek And The Dominos)
It Ain’t Easy (To Love Somebody/Paul Carrack)
Wonderful Tonight
Blues Power
Love In Vain (Robert Johnson)
Crossroads (Robert Johnson)
Little Queen Of Spades (Robert Johnson)
Cocaine (J. J. Cale)

Encore:
Sunshine Of Your Love (Cream)
High Time We Went (Joe Cocker)
 
Andy Fairweather-Low And The Low Riders:
Andy Fairweather-Low (g, voc)
Paul Beavis (dr)
Dave Bronze (b & voc)
Nick Pentelow (sax)

Gunther Böhm