Silke Hauck
24. Juni, Musik im Park, Oftersheim
Ain‘t No Sunshine
Im Schwetzinger Brauhaus wird manchmal auch Hochwertiges serviert. So erlebt vor ca. 8 (!) Jahren.
In Erinnerung habe ich einen sensationellen Auftritt zwischen Bier und Blues, Janis Joplin und Jimi Hendrix, einer punktgenauen Begleitband die ihre Chefin in den Mittelpunkt spielte ohne sich aufzudrängen. Nie zuvor von „Silke - wer?“ gehört. Vielleicht ist der Vergleich zwei Schubladen zu hoch und drei Nummern zu groß, egal, wir waren uns sicher, ein lokal denkwürdiges Konzert einer kommenden Rockröhre aus dem Rhein-Neckar-Delta erlebt zu haben. Keine Spur von Soul-Geschmuse. Quasi-Geburtsstunden-Zeitzeugen…Warum ich die Akteurin wieder aus den Augen verloren habe, … keine Ahnung. Naja, so ganz dann doch nicht, ich schwärme meiner Frau von dem Brauhaus-Abend vor und wir ziehen hoffnungsfroh in den Oftersheimer Park – trotz Fußball EM am Abend.
„Musik im Park“ ist eine durchaus lobenswerte Veranstaltungsreihe vor dem evangelischen Gemeindehaus, die i.d.R. Künstlern unterschiedlicher Prägung mit lokalem Bezug ein Podium bietet. Leider ist Schmuddelwetter angesagt, das Konzert wird kurzerhand in das Gotteshaus verlegt, was schon das erste Manko darstellte. Die Veranstalter waren wohl darauf nicht vorbereitet, der Saal war randvoll, drei Türen zum Foyer ließen sich nicht öffnen, weil: Schlüssel unauffindbar! Ein „Hörmusik-Erlebnis“, sozusagen, Blicke auf die Bühne sind nur unter bedenklichen Verrenkungen möglich, die mein Hausarzt in Kenntnis meiner Person mit einem entsetzten Kopfschütteln quittieren würde. Das Publikum besteht zum großen Teil aus Senioren, vermutlich aus dem nahegelegenen Stift. Um das gleich klarzustellen: Selbstverständlich haben auch „Best-Ager“ (7o+) den gleichen Rechtsanspruch auf ein „Free-Concert“, doch um zu Manko Nummer zwei zu kommen, was nutzt ein proppevoller Laden, wenn schon bei einem angedeuteten Gitarrensolo alle furchtbar erschrecken und den musikalischen Belzebub befürchten. Womit wir leider schon bei Manko Nummer drei angelangt sind, die Chance auf ein Solo bietet sich erst gar nicht, besteht die Begleitcombo lediglich aus Marko Kurz (dr) und Stephan Kraus (keyb). Wer jetzt denkt, nun ist‘s vorbei mit Mäkelei, sieht sich getäuscht. Die Songauswahl ist lau „Ain‘t no sunshine“ von Bill Withers geht unter dem Motto durch: Dem Wetter noch mal eins ausgewischt, „I‘m horny“ versinkt in der vokalen Bedeutungslosigkeit und wir können nicht glauben, dass sie das ist…horny…Nach ein paar weiteren Soul-und Jazznummern und „Down in the waterfront“ ist dann für uns endgültig Schluss, wir flüchten vor einem nicht eben fachkundigen Publikum, passablen Musikern die ihren Job abspulen und einer bisweilen arrogant wirkenden Chanteuse, die es bestimmt besser drauf hat/hatte. Dem Auditorium gefällt die sterile und lustlose Show, die keine ist. Noch schlimmer allerdings ist die Wahrnehmung der lokalen Presse: „Jazz-Elfe mit Engelsstimme“… „Adeles Rolling in the deep…nah am Original – die Hauck‘sche Stimme sich noch weitaus harmonischer in den Song fügt als bei der stimmgewaltigen…Britin.“ Uffz, Manko Nummer fünf! Jetzt reicht‘s!
Ain‘t no sunshine!
Gunther Böhm