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Aynsley Lister

16. Oktober 2013, Rex, Bensheim

Inside Out!

Ins Rex nach Lorsch bin ich immer mit gemischten Gefühlen gefahren, ein wunderbar abgeranzter Rockladen, der genauso abgeranzten Pretty Things, fertigen Chicken Shack oder der 327. Abschiedstour von Mecker-Chappo die Bühne aufbereitet, unterbrochen von südhessischen Dauerschwaflern, bspw. über die letzte Sitzung beim Urologen. Wenn du dir dann am Einlass auch noch eine einfängst „na, dein Englisch is’ ja auch nicht so toll“, stellst du schnell fest, alternativloser (neudeutsch) Laden, also durch und eingesteckt, teilst ja bisweilen auch schon ganz schön aus. Für die nächstgelegene Phil-May-Show müsste man 100 km in Kauf nehmen. Die Ankündigung, den Club dicht zu machen und nach Bensheim weiter zu ziehen, schlägt trotz der Labersäcke voll ein. Noch mal ein paar Kilometer mehr … naja, soll ja alles besser werden, größer, nicht nur Coverbands, undundund. Vielleicht will es der ein oder andere gar nicht besser oder größer und die Stones waren ja auch immer noch nicht da.

Die selbst auferlegte Abstinenz bis zur Selbstkasteiung endet mit der Ankündigung der Ansley Lister Show, das aktuelle Album elektrisiert den Blueser. Größer ist das „neue“ Rex nicht wirklich, dafür sind die alten Verdächtigen alle versammelt. Manche Dinge scheinen sich nie zu ändern.

Der immer noch junge Britblueser (Jahrgang 1976 in Leicester) liefert nicht das reine 12-Takt-Brett, klassische Rocknummern (Inside Out) stehen im Kontrast zur reinen Blueslehre, in den starken Momenten an Eric Clapton erinnernd, wenn die Gitarrenarbeit seltener in Richtung Gegniedel abdriftet, bohren sich die ebenso seltenen schwächeren Momente von Gary Moore ins Gedächtnis. Lister bemüht sich permanent um die Melodie seines Vortrages, selbst längere Soli bleiben schön unter Kontrolle.

Ainsley Lister

Aynsley Lister überlässt nichts dem Zufall, ein offensichtlich improvisiertes Keyboardsolo des formidablen Berliners an den Tasten, wirkt irgendwie vorhersehbar. Dabei steht es außer Frage, das der Protagonist des Abends ein erstklassiger Saitenzauberer ist, der mühelos in die Top-Ten eines Gitarrenpolls einziehen könnte. Überhaupt funktioniert die Band gut und erscheint nicht als bloße Zutat für einen Stargitarristen, einzig der Bass mischt zu Beginn der Show den Bandsound zu sehr auf. Zu wenig Dynamik, was sich aber von Song zu Song positiv ändert.
Bemerkenswert erscheinen die wesentlich dichteren Rockarrangements vs. der Bluesnummern, nicht nur einmal kommt mir vergleichsweise der fulminante Eaglesgitarrist Joe Walsh (im Stile von „Turn To Stone“) in den Sinn. Ein Grenzgang zwischen Rock und Blues eines begnadeten Musikers, unser Feierabend-Blues-Ausflug hat sich definitiv gelohnt – auch ins noch weiter entfernte Rex. Ob in der Zugabe „Purple Rain“ gespielt werden muss, und ob es überhaupt außer Prince einen Künstler gibt, der „Purple Rain“ spielen sollte, egal wie perfekt, überlassen wir der Betrachtung der geneigten Leser. Fakt ist, dass Aynsley Lister auch den Samstagabend im Saxon Pub überleben würde, vor 80 angetrunkenen Texanern. Da halte ich jede Wette!

Und dafür, dass ich so bald nicht mehr ins Rex kommen wollte, sind wir am 19. November schon wieder im neuen alten Laden. Was geht mich mein sentimentales Gequatsche von 2012 an?

Next Exit: Royal Southern Brotherhood! Must have! Auto-Willy und Weißbier-Rudi sind wieder mit am Start.

Lister Setlist

Die Band:
Aynsley Lister (g, voc)
Steve Amadeo (b)
Andre Bassing (keys)
Boneto Dryden (dr)
Die Platten:
Aynsley Lister (1999)
Everything I Need (2000)
Supakev 'n Pilchards (2002)
All or Nothing (2002)
Live! (2004)
Pilgrimage (2006, mit Blues Caravan)
Upside Down (2007)
Equilibrium (2009)
Tower Sessions (2010)
Home (2013)

Gunther Böhm