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Hades | Merrimack | Witchmaster
Vorkreist | Pestnebel + two guests

12. November, Halle 101, Speyer

Blackest ov the Black – Unholy Congregation

Ganz finster wurde es am Samstag, den 12. November 2011 im beschaulichen Speyer in der Halle 101. Dort finden regelmäßig Black Metal-Happenings statt, die Konzertreihen „Nacht der drohenden Schatten“, „Sinister Howling“ und die „Unholy Congregation“, die schon in den letzten Jahren die eine oder andere interessante Band im Line Up hatten. Dorthin geschafft hatten wir es noch nie, aber die für dieses Jahr angesetzte „Unholy Congregation“ bot als Headliner niemanden geringeres als die norwegische Legende HADES (aus rechtlichen Gründen manchmal ergänzt um ein ALMIGHTY... das haben sie den US-Thrashern gleichen Namens zu verdanken) auf, die seit zig Jahren nicht mehr in Deutschland waren und nur einzelne Shows in ihrem Heimatland spielten. Klare Pflichtveranstaltung für qualitätsbewusste Extremmetallhörer mit Ahnung, also meinen Kollegen Rudi und mich.

Einlass war bereits um 17 Uhr, da insgesamt 7 Bands auf die Bretter durften; da das aber vielleicht ein bisschen zu viel des guten war, trafen wir um halb sieben ein, die zweite Band stand gerade auf der Bühne. Auf der Homepage stand für die ersten beiden Combos nur „Guests“ aus Deutschland bzw. Polen, die Namen enthüllten dann erst die in der Halle ausgehängten Running Orders. Die letzten Takte von Band Nr. 2, IPERYT, einer polnischen Black Metal-Band mit Industrial-Touch und Strumpfmasken als Bühnenoutfit hörten wir noch, klang ok, aber das Auftreten war affig. Drummer hatten sie keinen dabei, das kam von der Konserve.

Die Halle war zu diesem Zeitpunkt noch sehr spärlich gefüllt und die erste Umbaupause nutzten wir, um die zahlreichen Merch-Stände und Händler zu inspizieren. Es gab eine große Auswahl an CDs aus dem finsteren Bereich, alles zu sehr fairen Preisen und wer wollte, konnte beim CD-Kauf wie erwartet auch schön nach rechts abbiegen. Klar, Burzum kriegt man überall, und die Platten der vielen einschlägig bekannten osteuropäischen Wald-und-Wiesen-Arier waren auch fast überall vertreten, der eine oder andere Stand hatte aber sogar noch allerlei absurden deutschen NS-Black der wirklich üblen Bands dabei. Hier kauften wir dann nichts, aber da ich auch ein bisschen politisch inkorrekt sein wollte, vervollständigte ich für wenig Geld meine Impaled Nazarene-Sammlung. Der Rudi griff bei den Hades-Re-Releases zu.

So langsam wurde es Zeit für Musik; ein paar Leute waren dazugekommen, sowohl typische Black Metaller mit Lederjacken als auch ordentliche deutsche Bürger mit Seitenscheiteln oder gerne auch mal ohne Haupthaar, die mit ihren Shirts den einheimischen BM-Underground oder auch mal die nordischen Götter (Thor, manchmal auch mit seinem Nachnamen Steinar) feierten.

PESTNEBEL, die nächste Band, hatte ich vorher mal ein bisschen gegoogelt, und wie es scheint, haben sie mit dererlei geistigem Tiefflug nichts am Hut. Drei Musiker, natürlich geschminkt, kamen auf die Bühne, dazu zwei Kerle auch in voller Montur mit Fackeln und Benzin und legten erstmal eine kleine Feuerspuck-Einlage hin. Die beiden gehörten aber nicht zur Band (höchstens Groupies), gingen gleich wieder und der Frontmann kam, in eine Möchskutte gekleidet, natürlich ebenfalls mit Corpsepaint. Um das Fazit vom Rudi vorweg zu nehmen: „das war der schlechteste BM-Gig, den ich jemals gesehen habe“. Kann man so stehen lassen, denn PESTNEBEL können weniger als nichts. Ein Tempo (Überschall), lausigste Gitarrensoli und ein Sänger, dessen heiseres Gekrächze eher an eine Krähe mit Kehlkopfentzündung erinnert. So manche Schülerband spielt hier besser zusammen. Songs waren keine auszumachen, nur zum Ende hin, da stümperten sie sich zu allem Überfluss auch noch durch Mayhem‘s „Buried by time and dust“. Nee, das war richtig mies und schon irgendwo unfreiwillig komisch.

VORKREIST aus Frankreich waren danach dran und einen derartigen Qualitätssprung habe ich bei einem Konzert selten erlebt. Hier war Bewegung und Power auf der Bühne (gut, der Sound war auch viel besser als bei Pestnebel), aber die Band wirkte auch viel eingespielter und ihr Bastard aus Black, Death (vor allem beim abwechslungsreichen, zweistimmigen Gesang) und Thrash (Riffs) knallte live gut rein. Sind auch keine Anfänger, der Gitarrist durfte später nochmal mit Merrimack auf die Bühne (gutes Auge, Rudi!) und die Bassistin spielt nebenbei bei Secrets of the Moon. Sehr starker Auftritt!

Aus unserem Nachbarland im Osten kamen anschließend WITCHMASTER; auch hier kein Corpsepaint und musikalisch Black-Thrash mit groß geschriebenem Black. War auch gut, aber Vorkreist zuvor waren abwechslungsreicher und Witchmaster sollten vielleicht auch eine zweite Gitarre dazu nehmen, dann kommt das live ein bisschen fetter, und bei den Soli entstehen keine Soundlöcher.

Mittlerweile war es schon nach elf, die Running Order eine halbe Stunde im Verzug und für den Co-Headliner MERRIMACK hieß es wieder: Allez le Noir! Auf CD habe ich den Sound der Franzosen in die Richtung Satyricon zu „Rebel Extravaganza“-Zeiten in Erinnerung, heute klang das aber doch eher nach alter Schule. Auf dem Party-San letztes Jahr haben sie mich nicht so recht überzeugt, gestern war es deutlich besser, kleinere Bühne, kein Tageslicht und schon läuft's. Schöner Old School-Black und gutes Bühnenauftreten, jetzt noch ein bisschen an der songschreiberischen Abwechslung feilen und das wird was mit unseren westlichen Nachbarn.

Nach halb eins dann endlich der Auftritt der legendären HADES. Die Band hat den norwegischen Black Metal mitbegründet, war Teil des berüchtigten „Inner Circle“ und hätte den großen Durchbruch dermaßen verdient gehabt... aber irgendwie lief in der Karriere alles schief. An der Musik lag es definitiv nicht, denn Hades klingen wie niemand sonst. Die reine Black-Lehre ist das nicht, man könnte das schon fast als Pagan-Black bezeichnen, wenn man hier Richtung Bathory, Helheim oder Enslaved denkt und nicht an Party-Musik für Mettrinker. Blastbeats und Geknüppel gibt es hier nicht, alles spielt sich im Midtempo oder langsamer ab, was ihren flirrenden Black Metal-Riffs eine unglaubliche Heaviness verleiht, das muss man mal gehört haben und sich drauf einlassen. Auf jeden Fall sind Hades nach wie vor im Original-Line Up unterwegs, zu dritt, und nach anfänglichen Soundproblemen (der erste Song war extrem basslastig, die Gitarre kaum zu hören) überrollten sie das Publikum mit ihrer Soundwalze. So richtig voll war's zwar nicht, aber die Anwesenden feierten die Band gut ab. Vom Auftreten her war Hades fast schon zu nett für Black Metal, immer wieder wurden Fans begüßt, man merkte, das ihnen der Gig und die guten Resonanzen Spaß machten. Der Schwerpunkt des Sets lag auf dem grandiosen „The dawn of the dying sun“-Album und auch vom letzten musikalischen Lebenszeichen, „The pulse of decay“ von 2001 wurden einige Songs gespielt. nach rd. 70 Minuten entließ man um viertel vor zwei die Anhänger in die finstere Nacht. Als Fazit gilt quasi das Gegenteil von Pestnebel: ich habe bislang nicht viele bessere Black Metal-Autritte gesehen.

Nettes kleines Festival, trotz dem ein oder anderen geistigen Tiefflieger im Publikum (die sich aber benahmen). Das Line Up für das nächste Event (Nacht der drohenden Schatten im Februar) hat mit Dodheimsgard und Troll auch wieder zwei Raritäten zu bieten; mal sehen. Da es da aber sicher wieder voller wird, werden auch prozentual gesehen mehr Deppen da sein... mal schauen.

Florian Störzer