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Gov‘t Mule

14. Juli 2012, Salierhalle, Winterbach

Schwabenerschreckerle!

Erzähle mir von deinen Jam-Bands – und ich sage dir, wer du (musikalisch) bist! Eine solche Liste ohne Gov‘t Mule unter den Top-Fünf ist keine!
(Teil II)

Tja, auf den Zettel müssen auch die Crowes (siehe Bericht „Krähen über Amsterdam“) die Allman Brothers oder eben Dickey Betts drauf. Was das mit Gov‘t Mule zu tun hat? Frontmann, Sänger und Gitarrist Warren Haynes kam ebenso wie der frühere Bassist Allan Woody (leider im Jahr 2000 verstorben) von der Südstaaten (Georgia) Southern-Rock und Jam-Legende Allman-Brothers, die stilbildend für das ganze Genre waren. Die Dickey Betts Band (einst auch bei den Brothers und wer erinnert sich nicht an den legendären Rockpalast 1978) wiederum war die musikalische Keimzelle von Schlagzeuger Matt Abts. Und Haynes „geiselt“ heute noch die Saiten für die ABB. Unbekannter, aber mindestens so relevant, wäre noch die Kris-Lager-Band. Evtl. habe ich wichtige Bands vergessen, kann sein, um die musikalische Quersumme zu bilden reicht diese Aufzählung allemal.

Ganze drei Shows sind für Deutschland angesetzt, die Bluesgarage in Isernhagen (wie das in dem kleinen Laden möglich ist, bleibt ein Rätsel, so teuer kann das Bier gar nicht verkauft werden) der Nürnberger Hirsch und, last but not least, bei den umtriebigen Schwaben der „Kulturinitiative Rock“ in Winterbach. Zur Freude der teilweise weit angereisten Freaks ist der Preis für die Jamoffensive mit 36 € eher moderat, und, ein Relikt aus einer besseren Zeit: Es gibt richtig schöne Tickets!

Die T-Shirts des bunten Publikums lassen schon erahnen, auf welchen gemeinsamen Nenner Warren Haynes und Co ihr Klientel bringen können. Da ist von Johnny Cash über die Stones, Led Zeppelin bis zu Dylan alles geboten, wobei die Gov‘t Mule Shirts eindeutig dominieren.

Auf der Anfahrt schwärme ich Willy vor, welch geniale Band er heute erleben wird. In der Tat, Gov‘t Mule sind ihm bisher verborgen geblieben, wie das geht, keine Ahnung, öfter mal den Dudelfunk aus und auf die Joe-Cocker-CD verzichtet, mein lieber Willy! Wir bereiten uns generalstabsmäßig vor und lassen die beiden Scheiben „Mule On Easy Street“ und „ Dose“ aus den Autoboxen donnern. Geht sogar ohne Bier!

Die Halle mit der passablen Akustik (und nur wenig Charme) ist restlos ausverkauft. Großer Vorteil in Winterbach (wir waren schon zur Johnny Winter Show hier) ist die relativ gute Sicht auf die Bühne, egal wo man sich einsortiert – genauso wie die fantastische Organisation und das fachkundige (eine wahre „Rarität“) Publikum. Der Sound ist differenziert gemixt, die Haynes Gitarre überlagert nicht aber, ja, überstrahlt. Schon beim ersten Song, das etwas sperrige „Bad Little Doggie“ zählt nicht unbedingt zu meinen Faves, ist klar, wo die Reise heute hingeht. Eine Jamorgie, die aber nie mit brachialer Gewalt rüberkommt, sondern in der die obercoole Sau Warren Haynes geschickt die musikalischen Fäden zieht und alles im Griff hat. Dabei ist es keine Frage, dass er sich mit Jorgen Carlsson (Bass), Danny Louis (Keyboards, Gitarre, Vocals) und Matt Abts an der Schießbude auf die Unterstützung erstklassiger Kollegen verlassen kann. Eine große Show und große Gesten brauchen die nicht wirklich, Gov‘t Mule verstehen es, durch ihre musikalische Klasse und die sonore Stimme von Haynes zu überzeugen. Die Mugge erinnert auch ein wenig an die besten Tage von Deep Purple (Mark II), du ahnst es nicht, „Maybe I‘m A Leo“ steht auf der Setlist…eine Woche später, beim Schreiben dieser Zeilen, grenzt das für mich an ein Fanal, ein vorweggenommener Nachruf auf den unvergessenen Jon Lord. Der Klassiker wird auch in seinem Sinn, da bin ich mir sicher, interpretiert.

Inzwischen ist die Band in einem Rausch oder in Trance, oder was weiß ich…? Nach „Thorazine Suffle“ geht erst mal die Hallenbeleuchtung an. Zeit zum Geldmachen, ist aber o.k., außerdem sind die Preise zivil!
Eine weitere Zwischenbilanz über das Standing der Band bei den Fans liefert der Merchstand, außer einer Warren-Haynes-Solo-CD sind alle Platten „sold out“. Wir sind in der Pause, unglaublich!

Der zweite Set beginnt mit dem fulminanten „Broke Down On The Brazos“, dann reihen sich wie Perlen auf der Schnur in einem wilden Superjamming Song auf Song. Überraschung garantiert, Led Zeppelin oder gar „Van The Man“ („Into The Mystic“) Höhepunkt des Feuerwerkes ist die Verneigung vor Robert Johnson „32-20 Blues“, ein Bluesklassiker des Hobos, der von einer Handfeuerwaffe erzählt, ebenso wie die Songs kommen. Wer Johnson auf der Liste hat, weiß wo er herkommt!
Eine Little-Feat-Nummer zum Schluss geht immer, Schade nur, das trotz der fast drei Stunden das Tremolo zu schwingen aufhört. Viele solcher Shows werden wohl nicht mehr in unserer Konzert-Vita folgen. Immerhin, wir waren dabei: Thanx & God Bless You!

Setlist
Set 1:
Bad Little Doggie
Lola Leave Your Light On
Any Open Window
Inside Outside Woman Blues # 3
Larger Than Life
Maybe I‘m A Leo (Deep Purple)
I‘ll Be The One
Thorazine Shuffle

Set 2:
Broke Down On The Brazos
About To Rage
I Think You Know What I Mean
When The Levee Breaks (Led Zeppelin)
I Think You Know What I Mean
Time To Confess
Fools Moon
Into The Mystic (Van Morrison)
Lively Up Yourself (Bob Marley)
Mule
Encore:
• 32-20 Blues (Robert Johnson)
Spanish Moon (Little Feat)

… und hier die Scheiben … CD‘s

Gov‘t Mule, 1995
Live at Roseland Ballroom, 1996
Dose, 1998
Live… With a Little Help from Our Friends, 1998
Life Before Insanity, 2000
The Deep End, Volume 1, 2001
The Deep End, Volume 2, 2002
The Deepest End, Live in Concert, 2003
Deja Voodoo, 2004
Mo‘ Voodoo (EP), 2005
The Best Of The Capricorn Years (& Rarities), 2006
High & Mighty, 2006
Mighty High, 2007
The Holy Haunted House, 2008
By A Thread, 2009
Mulennium, 2010 (aufgenommen 1999)

… und die DVD‘s

The Deepest End, Live , 2003
Rockpalast, Köln, 2007
A Tail of 2 Cities (Live-Doppel), 2009


Gunther Böhm

 

 

 

 

 

 

 

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