Johnny B. Goode


Zum Tod von Chuck Berry
* 18. Oktober 1926 | † 18. März 2017

His mother told him Someday you will be a man,
And you will be the leader of a big old band.
Many people coming from miles around
To hear you play your music when the sun go down
Maybe someday your name will be in lights
Saying Johnny B. Goode tonight."


Über John Wetton (Asia) könnte man schreiben, über Jaki Liebezeit (Can) ebenda, zu Ziggy/David notieren ohnehin die üblichen Verdächtigen ihre Einlassungen (Feuilleton, Spiegel, Wochenblatt …) – so ungefragt wie wir auf dieser Seite – nur, wer „Blues-Beer-Burgers“ auftischt, der MUSS den legendären Anstifter zur Hottentottenmusik verabschieden.

Chuck Berry taucht nicht ohne Grund zweimal im biblischen Schöpfungsbericht auf: da wäre zuerst das unglaubliche Alter (90) für einen Rock ‘n‘ Roller, der aber auch so gar nichts ausließ (Knast, Alkohol, Drogen, Weiber – glaubt man den Berichten waren die auch nicht unschuldig oder zu jung oder beides um beizeiten wieder im Knast zu landen); allzu leicht vergessen wird wegen der offensichtlichen Eskapaden das wesentliche Verdienst des Erfinders des Duck-Walks: CB transformierte vor Elvis und auch vor Bill Haley den Blues in Richtung Rock ‘n‘ Roll, was zuerst in der schwarzen Bevölkerung und dann weltweit ein musikalisches Erdbeben auslöste.

Kein Stones-Album bis „Aftermath“ ohne Berry-Nummer, keine Angus-Young-Bühnen-Motorik ohne den Vorturner aus St. Louis und, ja, auch keine Beatles-Version von „Roll Over Beethoven“.

Unvergessen die Keith-Richards-Degradierung im Konzertfilm „Hail! Hail! Rock ‘n‘ Roll“ der ob seiner allzu häufigen Fehlgriffe auf den fünf Saiten (!) wütende Blicke seines Mentors quittieren musste und nervös wie nur was agierte.

Chuck Berry hinterlässt eine ganze Armada von Hits, die beiden opulenten Zusammenstellungen „Rocks“ bzw. „Blues“ bieten einen optimalen Querschnitt des Mannes, der seit 1979 kein Album mehr zustande brachte – es wohl aber auch nicht mehr wollte.

Im viel zu kurzen Mannheimer Konzert 2008 blitzte seine technische und vokale Klasse nochmals auf, trotz des schon hohen Alters hat er Jerry Lee Lewis mühelos an die Wand gespielt und gesungen – der, auch wütend, den Klavierhocker wegtrat.

Wenn ich mir heute ein frühes Stones-Album auflege, weiß ich, wem ich das zu verdanken habe – dem Shakespeare des Rock ‘n‘ Roll, wie Bob Dylan (!) anerkannte.

Farewell Chuck!
„Ich bin so traurig zu hören, dass Chuck Berry gestorben ist. Ich möchte mich bei ihm für all die inspirierende Musik bedanken, die er uns gegeben hat. Er hat Licht in unsere Teenager-Jahre gebracht und uns davon träumen lassen, Musiker zu werden. Seine Texte haben andere überstrahlt und ein merkwürdiges Licht auf den amerikanischen Traum geworfen, Chuck, du warst großartig und deine Musik ist in uns für immer eingraviert.

(Nachruf von Mick Jagger)

Gunther Böhm