American Aquarium
10. September 2013, Red River Saloon, Heilbronn
Burn.Flicker.Die.
Wieder mal der verfluchte Dienstag, weiß nicht genau, ob’s am extrem schwierigen Wochentag gelegen hat, dass ich „Export“ meine und ein „Helles“ bekomme, also helles Hefe. Brrr!
BJ Barham, charismatischer Frontmann der bestens geölten Rootsrocker, nein, nicht aus Austin, wird’s genauso egal sein wie Florian (der ziemlich relaxt sein Weizen abzieht), was im Glas trübe schwimmt, mein inzwischen bedenklich gewölbtes Shirt „Jason Isbell“ erregt da schon mehr Aufmerksamkeit. Daumen auf der Bühne nach oben. Cool getimed! Der ehemalige Drive-by-Truckers-Hero Isbell, hat, deutlich hörbar, an den Reglern zu „Burn.Flicker.Die“ gesessen und der Band eine gehörige Heartland-Rock-Infusion verpasst. Vergleiche zu Springsteen und auch Tom Petty sind durchaus legitim. Der Country-Anteil wird um die Vokabel „Alternative“ ergänzt, nix mit Stadion wie vor Jahresfrist in Austin, auch der Songwriteranteil beschränkt sich ausschließlich auf drei sehr nachdenkliche Solonummern Barham’s. Künstlerisch verdient dieser Moment das Prädikat „musikalische Extraklasse“, wenngleich klar ist, dass die adipöse Gesellschaft dienstags nicht aus’m Sessel gekrochen kommt, um zu sinnieren. Zeit für die Band zum Pinkeln, ’ne Garderobe gibt’s in dem Laden nicht und wer auf den Lokus muss, kreuzt die Bühne. Rocker für drei Sekunden, zumindest auf dem Rückweg. Es sind also eher die zahlreichen Mid-/Uptempo Songs, die den Stimmungslevel hochhalten, eingerahmt von Ryan Johnson’s messerscharfer E-Gitarre. Johnson’s Ausbrüche (stets kontrolliert) werden von Whit Wright’s dezenter, nie nervender Pedal Steel wieder einkassiert. Die organische Rhythmusfraktion groovt unbeeindruckt nach dem Motto: arbeitet euch ruhig den Arsch ab, wenn’s ernst wird, sind wir da. Die Aquarianer jedenfalls sind heute in Topform.
Vergangenes Jahr im „Wild At Heart“ wurde noch ein Reckless-Kelly-Vergleich bemüht. Meilenweit davon entfernt! American Aquarium sind eine im besten Sinne des Wortes klassische Rootsrockband, die sich im Fundus der amerikanischen Volksmusik bedient, ohne irgendwas geklaut zu haben. Der Tradition verpflichtet, herrlich unspektakulär, handwerklich erstklassig und dennoch leider irgendwie erfolglos. Genauso wie die Typen, die du in ihren vier-Minuten-Songs kennenlernst. Small Town Hymns. Das andere Wort dafür? Ehrlich!
Die Alben (Auswahl)
Burn.Flicker.Die.
Small Town Hymns
Dances For The Lonely
Live In Raleigh
The Bible And The Bottle
Gunther Böhm