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Ugly Kid Joe + Dear Superstar

19. Juni 2012, Feierwerk, München

Still so damn cool?

Ugly Kid Joe sind auch eine meiner Faves aus Jugendtagen... „America's least wanted“ kaufte ich seinerzeit direkt nach Erscheinen, nachdem schon die EP vorher raus und runter lief... 1992, da war ich 14. Lange dauerte der Erfolg allerdings nicht an... wenige Jahre später, 1997, strichen die Kalifornier nach ihrem ziemlich miesen Album „Motel California“ die Segel und die recht kurze Karriere, die mit „Everything about you“ und vor allem ihrem „Cats in the cradle“-Cover zwei große Hits abwarf, war vorbei. Von Whitfield Crane hörte man noch das eine oder andere, Drummer Shannon Larkin ging zu Godsmack und somit in US-Stadien, aber der Rest verschwand in der musikalischen Versenkung. Bis Ende 2010... da gab es eine neue Facebook-Seite und auf diese ersten Andeutungen folgten kleine Studio-Snippets, Fotos, ein erster Demo-Song, dann ein offzielles Video und schließlich eine Download-EP. Und dann Europa-Tourdates auf allen namhaften Festivals und ein paar Einzelgigs. Der in München ließ sich wunderbar mit der Crüe einen Tag später in Bamberg verbinden... also auf nach Bayern!

Das Feierwerk besteht wohl aus mehreren kleinen Locations, „Hansa 39“ heißt die, in der UKJ auftreten. Ein etwas siffiger Rock-Schuppen, aber absolut gemütlich, der für so einen Abend alles wichtige (nette Auswahl bayrischer Biere) bietet und auf alles unwichtige (Klimaanlage z.B.) verzichtet. Das Feierwerk/Hansa 39 ist bereits gut gefüllt (vielleicht 300 Nasen), als der britische Support DEAR SUPERSTAR auf die Bühne steigt. Das Quintett lässt rein optisch auf dreckigen Sleaze Rock hoffen, klingt aber doch deutlich moderner... vielleicht eine Mischung aus Hard Rock und Screamo (wie ich diese Stilbezeichnung hasse...), eine Mischung aus Buckcherry und Atreyu. Eigentlich auch egal, Schubladen braucht kein Mensch, Dear Superstar rocken gut. Ihre eingängigen Songs haben Hitpotential und der Band ist anzumerken, dass sie keine Anfänger sind; Frontmann Micky Satiar dirigiert gleichermaßen Mitstreiter als auch Publikum und tut alles, um München ordentlich anzuheizen. Das gelingt ihm bestens und Dear Superstar werden nach rund 45 Minuten mit großem Beifall verabschiedet, über den sie sich auch ehrlich freuen.

Was haben UGLY KID JOE noch drauf? Die interessante Frage... 30 Minuten Umbaupause ziehen sich, ehe Whit Crane und seine Jungs die Bühne entern. Was soll ich sagen... kennt das wer? Man trifft nach Jahren seine alte Jugendliebe wieder... voller Vorfreude auf das Wiedersehen, aber schon nach wenigen Minuten stellt sich irgendwie das Gefühl ein, dass man sich beiderseitig verändert hat, in andere Richtungen entwickelt... und so wird es ein gezwungener Abend. Kennt wer so etwas? Schade! In München war es komplett anders. Ein bisschen älter ist sie geworden, aber genauso heiß wie früher. Mit dem Intro namens... äh... „Intro“ (also von "Menace to sobriety") steigen sie ein, um gleich das giftige „VIP“ nachzulegen. Ganz in Originalbesetzung sind sie heute leider nicht, Shannon Larkin und Dave Fortman können die Europa-Tour nicht mitmachen und werden vorübergehend von Sonny Mayo (Amen, Sevendust, Snot) an der Gitarre und der coolen Sleaze-Rockerin Yael an den Drums ersetzt. Beide machen ihre Sache hervorragend und München kocht in wenigen Minuten... denn schnell wird klar: hier stehen keine alten Rockstars auf der Bühne, die schnell noch einmal ein paar Dollar mit 15–20 Jahre alten Songs machen wollen, nein, UKJ präsentieren sich hungrig, frisch und (trotz zweier „Leihmusikern“) als klasse eingespielte, authentische Rockband, die Spaß dran hat, nach den langen Jahren von so vielen Fans empfangen zu werden. Der Club ist mittlerweile rappelvoll und die Anwesenden sind glücklicherweise keine „Cats in the cradle“-Radiohörer, sondern gehen zu „Panhandlin‘ prince“, „Neighbor“ oder „C.U.S.T.“ steil; Whit Crane (er ist scheinbar überhaupt nicht gealtert) heizt das Publikum in bester Frontsau-Manier an, die Temperaturen steigen im Sekundentakt und als erster großer Höhepunkt wird „Milkman‘s son“ abgefeiert, das Feuerwerk ist geschlossen am Hüpfen. Überhaupt ist die Setlist erfreulich „Menace to sobriety“-lastig. „Cats in the cradle“ kommt dann überraschend früh und nach dieser Pflichtaufgabe als Akustikversion werden die Gitarren wieder eingestöpselt und eine schöne Mischung aus den bisherigen Studioplatten und auch dem einen oder anderen neuen Song (die EP macht Spaß!) rausgehauen, vom begeisterten Publikum alles dankbar aufgenommen. Nach viel zu kurzen 80 Minuten verabschiedet sich die Band und entlässt die durchgeschwitzten Fans aus dem heißen Feierwerk in die kaum weniger warme Münchner Nacht. Ein bisschen über die Setlist meckern muss natürlich anschließend noch sein, „Madman“ wäre noch cool gewesen, oder gar „Whiplash liquor“. Oder „Don‘t go“. Oder... ach, was soll‘s!

Welcome back, Boys... Ihr habt der Szene gefehlt!

Setlist:
• Intro
• V.I.P.
• Dialague
• Neighbor
• Panhandlin‘ prince
• C.U.S.T.
• Milkman‘s sons
• Devil‘s paradise
• Cats in the cradle
• Sweet leaf (Black Sabbath cover)
• Mr. Recordman
• I‘m alright
• Tomorrow‘s world
• Goddamn devil
------------
• God
• Everything about you

Florian Störzer

 

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