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Clarksdale, Mississippi, 20. bis 23. April 2017

Back Where I Started

1993 titelt Rick Derringer die Brachial-12-Takt-Attacke „Back To The Blues“.

(Never Return My) Back To The Blues!!

2011 ein paar Tage nach dem Tod des famosen Pinetop im Mississippi-Delta gescheitert, Clarksdale zum Etappenort, nein noch lausiger zum Durchfahrtsort degradiert, wissend um die Historie aber nicht ahnend um die Möglichkeiten, getrieben, weggeweht, abgehauen, weil Elvis wichtiger schien als Muddy Waters (The Blues Had A Baby And They Named It Rock And Roll), oberflächlich der übervollen Planung hinterherjagend, die doch ein Phantom bleibt.

Der Blues war meine erste Musik, er wird auch meine letzte sein, so ist es aufgesetzt. Die veritable Peitsche habe ich nie geschmeckt, nicht für Baumwolle geknechtet, nicht unbedingt proletarischer Provenienz entsprungen, die Sozialisation hinter Stacheldraht, Mauer und Schießbefehl war Hintergrund genug, auch ohne die oben zitierte Plackerei auf der Plantage. Hautfarbe ist da nicht wirklich relevant – wie wir heute wissen. Ich kürze das hier jetzt gerne ab …

Nachdem das SXSW aus dem Ruder gelaufen ist, die Preise astronomischer und die Hotels immer abgefuckter wurden, dafür die Bands die gleichen geblieben sind, haben wir uns – auch Florian – 2016 zwischen zwei Bier das JJF 2017 eingeschenkt. An dieser Stelle mein ausdrücklicher Dank, mir ist bewusst, welche Prüfung sich ein Schwermetaller damit auferlegt.

Nun also Clarksdale, Indianola, Bluestrail und und und …
Die ganz großen Namen sind nicht zu erwarten. Buddy Guy und Otis Rush etwa? Fehlanzeige! Doch was heißt das schon? Kleinere Kaliber beim Low-Budget-Festival? Talentfreies Blues-Gegniedel im Juke-Joint analog zu den „countrylimitierten“ Motorcars in Luckenbach? Drei Akkorde vs. zwölf Takte? Mitnichten! Mit Otis Taylor, Reverend Peyton, Newcomer-Star (naja, fast…) Christone „Kingfish“ Ingram, Leo Bud Welch, Mick Kolassa Band, Eddie Taylor Jr., Robert Kimbrough Sr., stehen Acts auf dem Billing die Blues & Beer & Burgers vom Feinsten erahnen lassen … und da ich hier unserer Seite quasi die Hintertür aufgestoßen habe, an dieser Stelle ein paar organisatorische Hinweise: Ja, es wird einen Blog zum Festival geben (mit ausführlichen Texten und einigen wenigen Fotos) und, ja, wir werden in 2017 aktuell sein, versprochen. Nachzulesen auf www.blues-beer-burgers.de Eine größere Anzahl Bilder werden wir auf unseren Facebook-Seiten einstellen und zusätzlich auf der BBB-FB-Seite, die an den Blog angedockt ist. Wem das immer noch nicht genug ist, dem sei an dieser Stelle die Geschlossene Facebook-Gruppe „Bluesszene DDR“ empfohlen, kurz und exklusiv, quasi nur hier erhältlich.

Es lohnt sich, den Blog auch vor und nach dem JJF ab und an zu checken, Mugge gibt es in den USA ja immer, am Festivalsonntag sind wir dann abends in Little Rock, Arkansas, bei Tom Petty, später in New Orleans. Bleibt uns gewogen, wir freuen uns auch über Feedback.

Bei der Vorbereitung fiel mir wieder einmal die formidable DVD-Box „The Blues Collection“ in die Hände, jeder der ein Jota Empathie spürt wird verstehen, dass hier ein Abschalten des Players geradezu unmöglich ist.

Der Blues war meine erste Musik, er wird auch meine letzte sein, so ist es aufgesetzt!

Im Scorsese-Beitrag (der o. g. Box) „Feel Like Going Home“ spricht eine Stimme aus dem Off folgende Worte:

Der Blues führt dich zurück zu seinem Ursprungsort

Einem alten afrikanischen Sprichwort zufolge

Werfen Wurzeln keine Schatten

So tief geht der Blues

Wer sich diese Musik ganz genau anhört wird verstehen:

Sie ist das Einzige, was man den Schwarzen niemals nehmen konnte.

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– Epilog zum Prolog –

Stranger in a strange land, USA 2017

„4 Tage Bluesfestival? Das wird eine harte Prüfung für dich!“ sagt Kollege Rudi. Damit hat er recht. Zumindest auf den ersten Blick. Stand 4. April 2017 umfasst meine Plattensammlung 6726 Titel - alles schön nachzuvollziehen, da bei www.musik-sammler.de archiviert. Und dank der dortigen Statistiken auch stilistisch zu ordnen.

Hauptanteil? Metal: 4585 Scheiben, 68,17 %. Rock: 1625 Platten, 24,16 %.

Und Blues? 17 Stück. 0,25 %. Gut, Reggae, Jazz, Klassik und Hip Hop sind nur einstellig vertreten, aber einen genauerer Blick in meine 17 „Blues“-Scheiben muss für Gunther „4,5 Fingers“ Böhm das blanke Grauen sein? ‘ne Katie Melua. Eigentlich nix mit Blues zu tun, aber dort so einsortiert. Aber die singt schön und sieht niedlich aus. Gov‘t Mule? Klasse Band, hatte ich aber jetzt auch nicht gleich als Blues-Band auf dem Schirm. Joe Bonamassa mit mehreren Scheiben? Der rasselt bei Gunther trotz technischer Weltklasse und (in meinen Ohren) guter Scheiben mit seinem Armani-Blues mit Pauken und Trompeten durch den Authentizitäts-Check. Aber hier dann: eine Walter Trout. Und 'ne Thorogood (gut, die hat Gunther mir geschenkt) Und die Complete Recordings von Robert Johnson lässt dann vielleicht auch für den Metaller in Kutte den Schlagbaum an der Grenze zum Delta hochgehen.

In diesem Sinne: gehen wir's an, ich bin gespannt. Und ohne jetzt etwas Negatives gegen die vielen tollen Jahre in Austin sagen zu wollen: für gute, ehrliche und authentische Musik habe ich immer ein offenes Ohr; handgemacht sowieso – das was die ersten Jahre da toll gemacht hat, aber zuletzt deutlich weniger wurde. Und immerhin zeigen insgesamt 78 Country-Scheiben (der Großteil dank Austin), dass ich durchaus lernwillig bin! Und wenn's scheiße wird, läuft halt an Tag 4, sobald die Clarksdale City Limits im Rückspiegel auftauchen, den Rest des Tages nur noch Napalm Death. Wird es aber nicht.

Los geht’s!