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Sonntag, 20. März bluesman

Wir schaffen es nach dem Frühstück relativ früh loszukommen um unseren Überbrückungstag zu realisieren. Nach ca. 520 Meilen (900 km) erreichen wir das Tagesziel Little Rock in Arkansas, dem Ausgangspunkt für unsere weitere musikalische Entdeckungsreise. Morgen geht’s dann ins Delta zu den Wurzeln aller Musik, endlich! Gunther handelt im Super 8 Motel in North Little Rock einen guten Preis raus.
Wir belohnen uns im Outback-Steakhouse, später an der Tanke wollen wir noch ein Sixpack kaufen – es ist Sonntag, wir sind in Arkansas also im Bible-Belt, das sind einfach zu viele Faktoren die gegen ein Dünnbier sprechen. Bereiten wir also die nächsten Tage mit Wasser vor.

Montag, 21. März bluesman

Aufbruch nach Clarksdale, Florian hat vorher schon online Zimmer in Memphis organisiert.
Ursprünglich wollten wir wieder in ein Super 8 Motel, dass liegt in der forbidden Area und soll Kriechtiere beherbergen, wovon die größeren schon durch Handanlegen gegrüßt werden wollen – nicht mit uns!

Im Clarksdale werden wir bestens mit Prospektmaterial für die bevorstehende Blues-Entdeckungsreise präpariert. Der Ort, zumindest der Teil den wir zu sehen bekommen, ist in einem jammervollen Zustand. Das Riverside-Hotel in Clarksdale, (Empfehlung aus dem Visitorcenter) ist in einem üble Visitorcentern Zustand, hier wollen wir auf keinen Fall übernachten, so die erste Reaktion.

Das House Of Blues bietet uns dafür ein ganz anderes Erlebnis. Eine super Ausstellung über den Geburtsort und die Helden des Delta-Blues inkl. Muddy-Waters-Schrein und eine von ZZ TOP gestiftete Gitarre, hergestellt aus dem Holz des Geburtshauses von Muddy Waters.
Überhaupt sind alle Exponate sehr fachkundig zusammengetragen und ebenso liebevoll präsentiert. Aktuell wird das Museum erweitert, dies war zumindest für mich nicht der letzte Stop in Clarksdale. Direkt vor dem Motel verläuft, wie könnte es anders sein, die John Lee Hooker Road.
An der legendären Kreuzung, an der Robert Johnson seine Seele an den Teufel verkauft haben soll, halten wir für ein paar Bilder kurz an.

In Memphis angekommen, stellen wir erfreut fest, dass wir ein gutes und zugleich bezahlbare Motel, Roadway Inn, erwischt haben. Wir entscheiden uns für Seafood von dort geht’s dann direkt in B.B. King‘s Bluesclub.

Hier eine kleine Randnotiz von meiner (Schulzie) Seite. Als wir im Hard Rock Cafe ein Willkommens Guinnes trinken erklärt Gunther das er nicht wie manche in seiner Branche zu einem Seelenverkäufer werden will. Ich erinnere Ihn daran, dass er doch selbst gerade an der Crossroad gestanden hat. ;-) Die Welt kann schon sehr klein sein.

Heute Abend spielen zum Tanz die B.B. King All Stars im Club des Namensgebers auf. Der Sound des großen Vorbildes wird eins zu eins und vollfett, so wie man es gewohnt ist, kopiert. Fette Gitarren und fette Bläser, die keinen Raum für Zwischentöne oder gar Kreativität lassen. Dennoch ist die Tanzfläche gut gefüllt. Die Musik ist schon passend zum Abend, gefällt aber trotzdem nicht so, wirkt leider nicht authentisch. Eine Übernachtung in dem schrägen Hotel in Clarksdale wäre näher an dem dran, was wir suchen. Zu spät!
Außerdem müssen wir feststellen, dass hier alles, aber auch wirklich alles auf dem Altar des Kommerz geopfert wird. Das Positive, es ist und bleibt Blues, sonst würden die Leuchtreklamen ziemlich nerven. Der farbige Taxifahrer versucht auf der Rückfahrt in unser Hotel mit einer Kenntnis europäischer Persönlichkeiten zu glänzen. Thomas Muller (vom FC Glorreich) Hitler, Mussolini, FC Köln, Bayer Leverkusen, FCB usw.

Wir müssen leider noch erfahren, dass Pinetop Perkins verstorben ist, was uns einen Abendblues beschert. Einer der letzten ganz Großen. Wie wir erfahren, wird er in Clarksdale beigesetzt.

Dienstag, 22. März bluesman

Frühstück bei Denny‘s und dann gibt’s erneut Gänsehautfeeling.

Wir betreten die legänderen Sun Studios in Memphis. Hier haben Elvis, Johnny Cash, Carl Perkins, Jerry Lee Lewis, B.B. King, Howlin Wolf und in den 80ern sogar U 2 aufgenommen. Die erstgenannten starteten allesamt im Studio von Sam Phillips ihre Musikerkarrieren, nicht ohne Erfolg, wie man heute weiß. Das Gebäude befindet sich nahezu im Originalzustand, einzig die Klimatisierung wurde erneuert. Auf unserer umfangreichen Fotogalerie kann man sich einen Eindruck verschaffen.

Das Rock ‘n‘ Soul Museum in Downtown Memphis müsste eher Blues ‘n‘ Soul Museum heißen.
Nach dem Einleitungsfilm befassen sich die ersten Räume ausschließlich mit den Lebensumständen der Landbevölkerung im Mississippidelta und deren musikalischer Entwicklung, beispielweise call and response u.s.w. Das auch hier Elvis, Johnny Cash und B.B. King eine wesentliche Rolle spielen, liegt auf der Hand. Überzeugend ist die Möglichkeit, über den Audioguide immer Musikbeipiele abrufen zu können. Im mittleren Teil wird das Paralleluniversum Soul beleuchtet, mit den maßgeblichen Protagonisten Al Kooper, Marvin Gaye, Isaac Hayes usw. usf. Im letzten Teil spielen dann nochmals die (politischen) Lebensumstände eine Rolle. Auf jeden Fall zwei bis drei Stunden einplanen.
Nach Pearl‘s Qyster Bar ziehen wir erneut in B.B. King‘s Bluesclub um, da ist Special-Bud-Tuesday, für 2,50 Dollar. Die Band, die den Laden heute rockt, spielt auch ausschließlich Rockklassiker, ganz passabel, aber austauschbar, aus diesem Grund wird auf die „Kritik“ verzichtet.

Mittwoch, 23. Märzbluesman

Nach Denny‘s gehen wir ein wenig Downtown erkunden. Punkt 12:00 Uhr beginnt unsere Führung durch die Gibson Factory. Pro Tag verlassen 50 Gitarren das Werk, der Fertigstellungszyklus dauert drei Wochen. Nahezu alle Musikgrößen greifen zu einem Instrument aus dem Hause Gibson.
Der überwiegende Teil der Arbeitsgänge besteht aus Handarbeit, da kommen leicht mal Preise von über 8.000 Euro zusammen. Keine Sorge, es werden auch günstigere hergestellt, wir sind ja keine B.B. King‘s. Die Führung war hochgradig interessant und jedem Musikfan zu empfehlen.

Wenn man schon mal in Memphis ist, sollte auch Graceland auf dem Programm stehen – trotz der gesalzenen Eintrittspreise von 31 Dollar bis zu 70 Dollar. Wir entscheiden uns für die Platinum-Tour, Wohnhaus, Park, Autos und Flugzeuge, macht schlappe 35 Dollar, pro Person wohlgemerkt.
Der Kommerzoverkill beginnt am Bustransfer mit einem Foto unter dem Gracelandsymbol und mit „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus....
Zumindest Wohnhaus und Außenanlagen sind sehr interessant. Besonders zu erwähnen die riesige Sammlung an goldenen LP‘s, Bühnenkleidung und das Dschungelzimmer mit Wasserfall. Weite Teile der Privaträume bleiben dem Besucher verschlossen. Auch die Autosammlung ist sehenswert. Anderes, wie zum Beispiel das 68er Comeback, wirkt aufgesetzt. Völlig ausgespart wird das kreative Loch und die Lebensumstände in den 70ern, die sich ja nun mal nicht wegdiskutieren lassen. Ziemlich übel finden wir, das weder Scotty Moore noch DJ Fontana Beachtung finden.
Was wäre aus Elvis ohne Scotty Moore geworden?
Nach jeder Einzelstation wird der Besucher durch riesige Giftstores geschleust. Einen kommerzielleren Overkill habe ich noch erlebt, noch nicht einmal in den bayerischen Schlössern eines verwirrten Königs.

Nachdem Gunther und Florian vom Plattenladen zu Hause sind, brechen wir auf in‘s Corky‘s BBQ Haus. Soll laut Reiseführer eine sehr gute Adresse sein. Bereits im Eingangsbereich ist dies festzustellen. Speisten hier doch schon, Bill Clinton, Elvis Presley, Jack Nicholson, Rufus Thomas, … man könnte noch etliche Zeilen mit weiteren Größen füllen. Nachdem wir kurze Zeit warten mussten geht’s endlich an den Tisch. Gunther und Florian ordern Rippchen mit Shrimp und ich mit Beefbeilage. Als die Teller anrauschen bin ich sehr froh, dass wir uns gegen eine Vorspeise entschieden haben. Es sind richtig große Portionen und es ist absolut lecker. Kein Vergleich mit Artz‘s in Austin. Auf dem Heimweg wird gleich noch unser Spritsparmobil getankt sowie ein kleines Feierabendbier getrunken. Punkt 22 Uhr geht’s in Bett, war ein „heavy“ Tag heute.

Donnerstag, 24. Märzbluesman

Nach Denny‘s sofort auf die Interstate Richtung Nashville, vorher nach Hendersonville, der letzten Ruhestätte Johnny Cash‘s. Die Stadt, die sich schon (mutmaßlich) als Wohnort betuchterer Menschen präsentiert, betreibt keinerlei Werbung mit dem großen Namen. Wir bewerten das eher positiv. Das Grab ist sehr schön, aber bei weitem nicht so kitschig, wie das gestern Erlebte. Wir finden nach längerer Suche auch die Gräber der Eltern Johnny Cash‘s und seines Gitarristen Luther Perkins, der schon 1968 verstorben ist. Nicht weit vom Friedhof befindet sich das frühere Recording Studio sowie das (abgebrannte) Wohnhaus und das Haus der Eltern schräg gegenüber. Dies war ein Geschenk des berühmten Sohnes – trotz offensichtlicher schwerwiegender Differenzen. Die Gedenktafel in der Mainstreet ist hingegen recht schäbig und wird dem Lebenswerk in keiner Weise gerecht. Wohl doch keine Bucks…?

Hatten wir die drei Tage in Memphis ein gutes Motel, haben wir jetzt in Nashville ein sehr gutes und günstiges Hotel, allerdings ein wenig außerhalb, erwischt. Zwischen 17:00 und 19:00 Uhr gibt’s Gratiscocktails in der Lobby, davon machen wir Gebrauch, schließlich sind wir aus Deutschland.

Per Taxi fahren wir nach Downtown zu Ribby‘s B-B-Q. Bleiben auch gleich hier, eine Band spielt, na was (?), Countrymusik. Kommt gut. Der Teil von Nashville, den wir zu sehen bekommen, ist sehr sauber, allerdings sitzen hier die „Dollores“ auch recht locker.

Freitag, 25. Märzbluesman

Zum ersten Mal Hotelfrühstück, war super, das Hotel ist ein echter Tip.
Florian hat bereits Zimmer in Chattanooga gebucht, zuerst brechen wir zu Jack Daniels nach Lynchburg auf.

Die Führung durch die Destillerie war absolut sehenswert. Der Guide, der sein Unternehmen zu 100 Prozent vertritt, hat Geschichte, Show und ein wenig Werbung perfekt verbunden. Auch sehr selten ist, dass die Führung keinen Einritt gekostet hat. Betritt man den Marktplatz von Lynchburg, ist auch klar, warum. Ein Giftshop neben dem anderen. Auch ich werde schwach und kaufe Jack-Daniels-Senf.

Das Hotel in Chattanooga erreicht nicht das Niveau der beiden Vorgänger, für die letzte Nacht reicht es aber völlig aus. Wir waren bei Niko‘s zum Essen, mediterrane Küche, um dem Magen wieder an geordnete Verhältnisse zu gewöhnen. Ziemlich kultiger Schuppen, gehobener Standard und auch solches Publikum.

Samstag, 26. Märzbluesman

Atlanta, wir sehen weder Hot Dogs (Home of) noch Coke (Home of too..) im Gegenteil, wir haben Probleme unseren Leihwagen wieder loszuwerden, es ist schlecht ausgeschildert hier.
Auf dem Flughafen zahle ich noch 150 Dollar für Übergepäck, das regel ich von Deutschland. Ich habe jedenfalls keine Lust, mich heute zu ärgern…


Fazit Senior (Gunther)

Komme – wie nicht anders zu erwarten – mit einer Menge Impulse zurück nach Deutschland, die weit über den musikalischen Input hinausgehen. Jetzt gilt es diese umzusetzen. Werde ganz sicher noch einmal ins Mississippidelta fahren um den Blues zu „studieren“, jedoch nicht 2012, 14 Tage sind schon eine lange Zeit und kosten noch mehr Geld.
Das SXSW ist nicht mehr wegzudenken. Sehr schön war auch, dass wir in diesem Jahr die meisten Shows gemeinsam besucht haben.
Ein Dank auch an Schulzie und Florian, die große Teile des Trips mustergültig vorbereitet haben. Wenn „Trapez-Angie“ mal einen neuen Fahrer sucht, kann ich Schulzie wärmstens empfehlen, er gleitet regelrecht über die Freeways, so konnte ich auf dem Rücksitz Kräfte für den neuen Tag sammeln. Außerdem: Welcher Fahrer hat schon Scheiben von Ray Wylie Hubbard, Kevin Welch und der Kris-Lager-Band im Schrank.
Freue mich auf die Fortsetzung.
Nächster Stopp: Black Crowes in Amsterdam am 14.07.2011


Fazit Schulzie

Eines kann man direkt am Anfang sagen. Verrückt, verrückter Austin. Nachdem ich nun zum dritten mal die Freude hatte das Festival zu erleben, dieses Jahr noch erweitert um die Erkundungstour des Blues im Mississippi Delta, kann man sagen es ist immer wieder anders und meist noch verrückter. Dieses Jahr kam für mich erschwerend noch die lange Fastnachtskampagne im Vorgang hinzu, die eigentlich eine Woche Urlaub im Vorfeld zum Festival nötig gemacht hätte. Aber so ist der Rock ‘n‘ Roll, hart und unbarmherzig. Dies merke ich dann auch auf dem Festival was aber der Qualität nichts anhaben kann, und ich halt manches Mal etwas früher schon nach Hause gehe. Auf den Wurzeln des Blues war natürlich auch noch eine super Geschichte, mit der man sich auch noch länger auseinandersetzen könnte, wenn nicht immer der Zeitdruck wäre. Alles in allem eine sehr gelungener Trip der den Kopf wieder für das kommende frei gemacht hat. In diesem Sinne bis demnächst!


Fazit Florian

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel... die Eindrücke sind noch ganz frisch, da steht schon die Planung für 2012 an. Dass wir wieder fliegen, ist nach dem Super-Trip 2011 klar. Das tolle ist für mich immer, wie viel neuen musikalischen Input ich mitnehme. Ich habe 2011 mit Broken Teeth und Agalloch eigentlich nur zwei härtere Bands aus meinem Sektor gesehen, aber so viele klasse Konzerte erlebt... das gibt es hier „bei uns“ nicht. Die zweite Woche war natürlich auch sehr interessant, wir haben viel vom Hinterland gesehen, wobei ich es im Nachhinein ein bisschen anders machen würde... mehr das „eigentliche“ (Clarksdale), weniger das „schillerende“ (Beale Street Memphis, Graceland). Da haben wir uns vielleicht ein bisschen von der Fassade blenden lassen, aber gut... das merkt man erst danach. Auf jeden Fall stehen dann bis Juli die essentiellen Fragen an: Von wann bis wann? Und welches Hotel? See you in 2012, Austin, TX!