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Amorphis | „The Beginning Of Times“

Man kann Amorphis Stillstand vorwerfen. Gleich klingende Alben. Vorhersehbarkeit. Mangelnde Abwechslung. Und das auch irgendwo zurecht, denn „Eclipse“, „Silent waters“, „Skyforger“ und die neue klingen in der Tat sehr ähnlich. Aber das ist im Grunde scheißegal, denn die Platten sind alle toll. Um die (häufiger geäußerten) Vorwürfe positiv zu formulieren: seit dem Sängerwechsel mit „Eclipse“ hat die Band ihren neuen Stil gefunden und perfektioniert, schreibt tolle, emotionale Metal-Songs mit leichtem Folk-Einschlag, teilweise mit durchaus Radiopotential, wenn Tomi Joutsen nicht immer mal wieder die (absolut passenden) Death Metal-Growls auspacken würde. Die neuen Wunderwerke auf „The beginning of times“ heißen z. B. „Mermaid“, „You I need“, „Three words“ oder „Soothsayer“ und von mir aus dürfen sie noch viele solcher Platten machen. Wie in meinem Konzertbericht schon geschrieben: Amorphis kann man sich immer anhören!


The Black Dahlia Murder | „Ritual“

Viele junge Extrem-Metal-Bands aus den Staaten konnten in den vergangen Jahren auch in Europa beachtliche Erfolge feiern; mit den meisten dieser Bands, zumeist im Subgenre Deathcore unterwegs, kann ich nichts anfangen; The Black Dahlia Murder sind die ganz fette Ausnahme. Schon das Debut „Unhallowed“ (2003) prügelte alles zu Staub und trotz ihrer Optik haben sie nichts mit Core-Trends zu tun; das ist klassischer Melodic-Schweden-Death auf Amphetamin, quasi die Blast-Speed-Variante von At The Gates. Nach dem ganz leichten qualitativen Hänger „Deflorate“ (2009) zeigen sie sich auf ihrem fünften Album wieder in Hochform; im Vergleich zum Vorgänger growlt Sänger (Achtung, Zungenbrecher!) Trevor Strnad wieder vermehrt, was den Black Metal Touch minimiert, und der neue Gitarrist Ryan Knight (ex-Arsis ... also ein Könner!) veredelt die Songs mit tollen Soli. Das Intensivitätslevel ist unverändert, obwohl die Blastbeats (gefühlt) ein bisschen zurück genommen wurden, was die Songs noch einen Tick mehr als eh schon in die Elchtodecke rückt. Aber keine Sorge, es wird nach wie vor aus allen Rohren gefeuert, die können das gar nicht anders, glaube ich. Super Album und mein Melodic Death-Highlight 2011!

Chickenfoot | „III“

Chickenfoot‘s zweites Album heißt „Chickenfoot III“. Die alten Säcke haben Humor. Und einen klasse Nachfolger zum Debut aufgenommen. Sammy Hagar, Joe Satriani, Michael Anthony und Chad Smith sind halt Vollprofis und Ausnahme-Musiker. Auf„"II“" grooven sie sich knapp 50 Minuten durch leicht jammig angehauchten Hardrock, bei dem aber niemals sinnloses Solieren oder Selbstdarstellung im Vordergrund steht, was angesichts der Protagonisten nicht unbedingt zu Erwarten war. Hier spielt eine echte Band, die klasse Songs schreibt. Ein tolles Sommer-Hardrock-Album und mit „Different Devil“ einen Anwärter auf den Feel-Good-Song des Jahres. Freue mich auf den Nachfolger. „Chickenfoot VI“ dann?

D-A-D | „DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK“

D-A-D sind die tollste Rockband Dänemarks und werden es immer bleiben. Live unschlagbar, unterhaltsam und unglaublich sympathisch rocken sie 500-Mann-Clubs in Deutschland ebenso wie Arenen in ihrem Heimatland. Ein schlechtes Album haben sie auch nie gemacht und ihr elftes, „DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK“, zählt sogar zu den besonders guten, das sich in keiner Weise hinter den Großtaten wie „No fuel ...“ oder „Riskin' it all“ verstecken muss. Ein Querschnitt durch die Karriere, klassischer D-A-D-Rock ‘n‘ Roll, doch auch melancholische Anklänge finden ebenso Platz wie die modernen Riffs der „Helpyourselfish“-Phase. 12 Songs, 12 Granaten, gemacht für die Bühne. Möge Danish Dynamite noch lange weiterrocken!

Diamond Dogs | „Set fire to it all“

Müde waren sie zuletzt, die Hunde. Die letzten Alben der Schweden, „Most likely“ (2008) und vor allem „The grit & the very soul“ (2010), tönten sehr relaxt und ruhig, folkig und in meinen Ohren auch nicht so hochklassig wie die zahlreichen Vorgänger. Aber schon das Cover der neuen Scheibe verspricht pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum einiges: sieben abgerissene Typen stehen vor flammendem Hintergrund, dazu die unmissverständliche Aufforderung „Set fire to it all“ und das alte Logo ist auch wieder da. Und schon der Opener hält alles: „On the sunny side again“ sind sie, weg sind die Akustikgitarren und die Geigen, der Boogie-Rock ist wieder da. Die Klampfen rocken, das Piano des Dude of Honk klimpert, das Saxophon trötet aus dem Background und die besungene Sonne geht direkt über der Stereoanlage auf. Achtziger? Neunziger? Oder NOCH moderneres Zeug? Brauchen sie nicht... einen großen Batzen Faces und ein bisschen Slade, das reicht im Grunde. Und das alles völlig authentisch, sympathisch und mit großer Spielfreude, wie gleich der folgende, überragende Titeltrack untermauert. Natürlich ist das alles von den Großen der 60er und 70er... sagen wir: inspiriert. Mal klingen die Beatles an („Mama let the mad dog run“), das jammige Instrumental „Bad but not ruined“ klingt nach Hippie-Kiffer-Sound, und die Stones dürften ihnen auch nicht unbekannt sein, aber das ist komplett egal: die Jungs liegen endlich wieder so völlig fernab von jeglichem Zeitgeist wie vor 10, 11 Jahren, als ich sie entdeckt habe und machen wieder genauso viel Spaß. Hoffentlich auch bald wieder in deutschen Clubs.
Bis dahin: Set fire to it all and blame it on Rock ‘n‘ Roll!!!

P.S. nicht unerwähnt bleiben soll das illustre Aufgebot an Gastmusikern, die die Schweden ins Studio gelockt haben: dabei sind u. a. ex-Hellacopters-Keyboarder Boba Fett (früher DD-Mitglied), ex-Thunder-Sänger Danny Bowes, Quireboys-Frontmann Spike und Dan Baird (ex-Georgia Satellites)

Setlist:
On the sunny side again
Set fire to it all
Mama let the mad dog run
Scars and enblems
Lay me down on solid ground
Bad but not ruined (instr.)
Ball of lightning
The inner jukebox blues
Sweethearts for Christmas
Burn one down
Nothing can change this love
Stand by the rhythm
In each and every ballroom

Einherjer | „Norrøn“

Einherjer haben den Viking Metal mitbegründet. Als sie 2004 die Segel strichen, war „ihr“ Musikstil gerade im Begriff, das große Ding zu werden und wurde in den Folgejahren von Heerscharen unterklassiger Bands mit Flöten und Akkordeons überrannt, die Mettrinken und Feiern propagierten und den Viking Metal zur Party machten. 2011 sind die Begründer wieder da und knallen dem feierwütigen Volk ein Album vor den Latz, das klarstellt, worum es geht. Wie Thor‘s Hammer fährt der Opener und Quasi-Titelsong „Norrøn kraft“ auf die Nachahmer nieder; ein 13-minütiger finsterer Monolith mit kernigen Riffs, den typischen Einherjer-Leads, hymnischen Chören, der durch und durch nordischen Spirit atmet. Nix mit Party hier. Einherjer benötigen auf ihrem Comeback nur 6 Songs und knapp 40 Minuten, um sich wieder eindrucksvoll in der Szene zu positionieren. „Norrøn“ bringt alle Facetten dieses Musikstils mit sich, mal zornig/grimmig, dann folkig/fast tanzbar (also doch ein bisschen ... man höre „Alu Alu Laukar“) und zum Ende dann elegisch in bester Bathory-Tradition („Balladen om Bifrost“). Hammer-Comeback.

Exhumed | „All guts, no glory

Manchmal muss man sich musikalisch einfach mal die Fresse polieren lassen. Und dazu eignet sich das Comeback-Album der US-Splatter-Spezialisten vorzüglich. Exhumed hatte ich eigentlich gar nicht als so überragende Band auf dem Zettel, aber „All guts, no glory“ ist ein erstklassiges Death/Grind-Geschoss, das wirklich alles bietet, was so ein Album braucht: ordentlich Speed zwischen Uptempo und Blast, prägnante Riffs, zweistimmiger „Gesang“ (Gegrunze und Gekeife), super Gitarrenarbeit und prägnante Songs mit Wiedererkennungswert. Teilweise ist das Album sogar unerwartet musikalisch ausgefallen, was die einbrechenden Knüppelparts dann umso brutaler wirken lässt. Horns up and heads off!


Fair To Midland | „Arrows & Anchors“

Vier Jahre haben sich die Texaner Zeit gelassen für ihr zweites „offizielles“ Album, und gelohnt hat sich das Warten auf jeden Fall. Ihre eigenständige Mischung aus Alternative und Prog Rock zündet auch auf Album zwei. Natürlich ist der große Aha-Effekt von „Fables from a mayfly ...“ weg und einen Überhit wie „Dance of the manatee“ schreibt man üblicherweise nur einmal im Leben, aber „Musical chairs“ ist da verdammt nah dran und insgesamt ist „Arrows & anchors“ vielleicht sogar einen Tick abwechslungsreicher als der Erstling und nur unwesentlich schwächer. Jetzt bitte noch auf Tour kommen und deutsche Bühnen zerlegen.

Hayes Carll | „KMAG YOYO“

Jetzt wird es schwieriger, denn in diesem Genre (ich nenne es mal pauschal „Alternative Country“) bin ich noch sehr neu unterwegs ... aber mit Hayes Carll aktueller Scheibe hat es ein Album direkt in die Jahresliste geschafft. An dieser Platte fasziniert mich (neben den tollen Songs natürlich) diese lässige Coolness, mit der Hayes seine Songs rüberbringt. Teilweise hat das schon fast etwas von Dylan‘s „Gesangs“-Stil, und das passt perfekt einerseits zur Musik, einer Mischung aus Country, bisschen Rock ‘n‘ Roll und Rockabilly und Songwriter-Attitüde, andererseits zum gesamten Auftreten von Hayes Carll, den ich zweimal in Austin sehen konnte. Cooler Typ, klasse Musik und auch klasse Texte dazu. Werde ich definitiv weiter verfolgen!

Helheim | „Heiðindómr Ok Mótgangr“

Neben Einherjer hat es mit der neuen Helheim-Scheibe ein weiteres Viking Metal-Album in meine Jahres-Liste geschafft, doch die beiden Platten klingen komplett unterschiedlich. Im Gegenzug zu ihren norwegischen Landsleuten sind Helheim deutlich tiefer im Black Metal verwurzelt und gehen wesentlich harscher zur Sache. Auf der anderen Seite waren sie schon immer sehr progressiv, vielleicht grob in die Enslaved-Richtung, aber ohne diese latenten 70er-Einflüsse. Nordisch-hymnisch, brutal, progressiv ... noch nie haben Helheim das alles so gut zusammengesetzt wie auf „Heiðindómr Ok Mótgangr“. Für die breite Masse dürften sie nach wie vor zu sperrig sein, wer sich aber neben Viking-Klängen auch Black Metal-Raserei nicht verschließt, der findet hier ein sensationelles Album, auf dem es auch im instrumentalen Bereich (klasse Gitarrenarbeit!) viel zu entdecken gibt.

Krisiun | „The Great Execution“

Seit ihrem 2003er-Album „Works of carnage“ verstehen es die drei brasilianischen Brüder perfekt, ihre atemberaubenden technischen Fähigkeiten in erstklassige Death Metal-Geschosse umzusetzen. Es gibt nicht mehr nur durchgängig Dauerfeuer, sondern auch mal den Fuß auf die Bremse. „The great execution“, das achte Album der Band, steckt wieder technisch nahezu den kompletten Rest der Szene in die Tasche und ist das bislang abwechslungsreichste der Band, da die Wechsel zwischen Hyperspeed und Midtempo noch nie so zahlreich ausgefallen sind. Welches der letzten vier Alben nun das Beste ist, da schwanke ich noch ... das 2008er-Massaker „Southern storm“ würde ich vielleicht einen kleinen Tick vor „The great execution“ einordnen, da die Songs seinerzeit ein bisschen kompakter ausgefallen sind; aber die Unterschiede sind marginal und Krisiun gehören live wie auf Konserve zur Speerspitze der Death Metal-Szene.

Leprous | „Bilateral“

Mein „Erstkontakt“ mit Leprous war spät, 30.12.11, Vorprogramm von Amorphis. Wie im Review auf diesen Seiten nachzulesen, hat mich das ganze neugierig gemacht ... zwar noch nicht komplett überzeugt, aber das machten dann die Alben! Leprous spielen Prog Metal und zwar nicht für den Mainstream, sondern die schräge Variante. Alles an abgefahrener Musik wird hier zusammengeworfen, Mathcore, jazzige Ausflüge, Devin Townsend'scher Bombast ... und all das verbinden die erstklassigen Musiker zu einem hochinteressanten, eigenständigen und vor allem stimmigen Gemisch. Kein easy Listening, definitiv ... alle Facetten des Albums habe ich auch nach vielen Durchläufen sicherlich noch nicht erfasst, aber das ist ja das Schöne an solchen anspruchsvollen Bands. Einziger Kritikpunkt nach wie vor, auch auf Konserve: die harschen Vocals des ansonsten sehr guten Sängers Einar Solberg sind noch ausbaufähig.

Megadeth | „TH1RT3EN“

Dave Mustaine und seine wechselnden Mitstreiter sind eine meiner Lieblingsbands. „TH1RT3EN“ ist ihre, na... ihre wievielte Platte wohl? Nicht alle waren stark, um die Jahrtausendwende schwächelte man ein wenig, aber in den letzten Jahren war Dave wieder mächtig angepisst und die Platten hatten Feuer. „TH1RT3EN“ ist nun wieder ruhiger und midtempolastiger ausgefallen als die thrashigen Vorgänger und fährt eher die melodische „Youthanasia“-Schiene. Die Songs sind teilweise schon etwas älter bzw. Überarbeitungen alter Demonummern, die nun endlich den Weg auf eine offizielle Scheibe gefunden haben. Songs stimmen, technisch sowieso alles jenseits von Gut und Böse, Mustaine singt je nach Sichtweise grandios oder grandios schlecht wie eh und je ... hoffentlich nicht die letzte Megadeth, wie schon öfters gerüchtet ...

Michael Monroe | „Sonsory Overdrive“

Michael Monroe und Ginger Wildheart. Diese Allianz hielt leider nur einen Sommer, aber lang genug, um ein wahres Monster von einem Rock ‘n‘ Roll-Album einzuspielen. Schon der Opener „Trick of the wrist“, eine Blaupause für den perfekten Album-Opener lässt einen verzweifelt die „11“ an der Lautstärkeregelung der Anlage suchen, denn diese Scheibe muss laut gehört werden. Natürlich gibt es Ginger-typische Ohrenschmeichler wie „Superpowered superfly“ zu hören, aber auf der ganzen Scheibe schwingt dieser gefährliche, destruktive Rock ‘n‘ Roll-Vibe mit, der diese Platte vom „easy-Listening-Rock“ fernhält. Hier kracht es an allem Ecken und Enden, ruppige Riffs, qualmende Gitarrensaiten und Monroes Klasse-Gesang. Das Rock ‘n‘ Roll-Album des Jahres.

Nightwish | „Imaginaerum“

Nightwish habe ich lange Jahre belächelt; melodischer Metal mit weiblichem Operngesang, das musste Mist sein. Richtig angehört habe ich mir nie etwas und auf Festivals immer gepflegt ignoriert. Bis mir das 2004er-Album „Once“ in die Finger fiel und das war spitze. Und gar nicht mehr so opernlastig. Seitdem ist viel Zeit vergangen, Sängerinnenwechsel, leichte Stiländerung und nach dem eher schwächeren 2007er-Album „Dark Passion Play“ (gute Songs, aber kein roter Faden) nun wieder ein tolles Album vorlegt. Die Oper ist nahezu durch Musical ersetzt worden, das (Konzept-)Album wirkt aus einem Guss trotz großer stilistischer Vielfalt (von „Musical-Metal“ über Folk bis Jazz-Anklänge), Neu-Sängerin Annette Olzon hat deutlich an Kontur gewonnen, Basser Marco Hietala darf auch immer mehr singen und der Bombast ist an allen Ecken und Enden präsent. Nightwish liebt man oder hasst man nach wie vor. Ich bin bei ersterem dabei!

Noel Gallagher‘s High Flying Birds | „s/t“

Oasis fand ich immer super, und Liam Gallagher‘s „Beady Eye“-Album zeigte auch m. E., wer der große Musiker hinter Oasis war: nämlich sein Bruder Noel. Liam ist der Performer, der Frontmann, der deutlich bessere Sänger, Beady Eye haben mehr laute Gitarren ... und Noel? Der hat die Songs, die großen Melodien, die Epik. Schon der Opener „Everybody‘s on the run“ fährt episches Breitwand-Brit-Pop-Kino auf wie Oasis zu besten Zeiten, vielleicht ein bisschen ruhiger, poppiger. Gunther wird es vielleicht hassen, weil Noel noch einen kleinen Schritt näher an die Beatles und weg von den Stones geht, aber man merkt zu jeder Sekunde: das ist ein bis ins letzte Detail ausgereiftes, durchdachtes Album mit 10 Hymnen, von denen „AKA ... Broken arrow“ vielleicht die größte ist. Wäre unter dem Namen „Oasis“ und nach „Morning glory“ ein Riesenhit in den UK geworden. Well done, Noel!

 

 

Dave Alvin | „Eleven Eleven“

Zwischen Roots-/ und Blues-Rock pendelnde LP der Extraklasse des Grammygewinners und Kritikerlieblings Dave Alvin. Ein Saitenarbeiter „Extraordinaire“ – unglaublich, dass mir Alvin bisher verborgen blieb. Tipp der Roots-Ikone „Chill“. Danke! Als Vinyl erhältlich.

BAP | „Halv So Wild“

Schlechter Start zur Fukushima-Katastophe, da geht der Titel nicht durch, aber mehr Stones war nie drin in einem BAP-Album, ohne Soundkleisterei der früheren Bombastrocker Heuser und Büchel. Mein Favorit: „Woröm Dunn Ich Mir Dat Ejentlich Ahn?“, der Abrechnung mit Fußballlegionären und der Leidensfähigkeit der Fans vorgenannter Personen. Kopfnicken und Gänsehaut. Gute Besserung Wolfgang N. Als Vinyl lieferbar.

Baskery | „Fall Among Thieves“

Nett anzuschauende Schwedenschwestern die auf der Bühne alles andere als nett sind, sondern unerhört Dampf machen. Stilstisch? Roots-Punk! Yeah!! Angucken, live sind die der Knaller! Gibt‘s auch als Schwarze Scheibe!

Aaron Burton
„Live at Buddy Guy‘s Legends, Chicago“

Earwig Music, 1996

Wer kennt Aron Burton? Albert Collins bestimmt! Bei Albert‘s legendären Shows gespielt und überlebt zu haben reicht schon zur Legendenbildung, u.a. auf der 1978er VÖ „Ice Pickin´“ sehr gut nachzuhören – Burton zupft einen grundsoliden viersaitigen Darm, der das perfekte Rhythmusgerüst (neben Casey Jones, dr) liefert. Solche Leute brauchst du als Bandleader und Frontmann, der eben nicht gerade als sensationeller Gitarrist der Branche gilt.

Ca. 20 (!) Jahre später holt ein umtriebiger Landimpressario Aron Burton nach Altheim ins „Bäumle“.
Wo das ist? Im tiefsten Oberschwaben (unweit Ulm), in der „Vocaldiaspora“, wo der Schlaganfall zum „Schlägle“ wird und Linsen mit Spätzle eine nicht definierbare Symbiose eingehen. Da gehst du gerne mal zum Blues. Brückenschlag gelungen? Jetzt im Ernst, das „Bäumle“ ist eine kleine gemütliche Kneipe und ein solcher Act hat schon ein gewisses Maß an Würdigung verdient, auch wenn Aron Burton nicht die ganz große Nummer in der Bluesszene ist. Immerhin kannte ich sein Bassspiel von einigen Platten, ebenso wie seine deutsche Begleitband (aus Kostengründen) die schon für‘s „Dritte Ohr“ gespielt haben. Das Bier floss, es wurde gestampft, gewippt (auch die Bäuche) und gegröhlt, Freitagabend eben! Alles gut und Grund genug für den Kauf der CD. Burton ist kein auffälliger Sänger und auch kein begnadeter Bandleader, ohnehin ist die Konstellation Frontmann am Bass nicht eben einfach zu meistern. Was dennoch für die CD spricht, trotz einer deutlich reduzierten Produktion (hörbar) ist zuerst die Titelauswahl. Es wird nicht bis zur Beliebigkeit gecovert, Aron Burton steuert immerhin vier eigene Nummern bei, die z. B. gegen ein sehr intensives „Little Red Rooster“ (fantastisch), nicht abfallend. Ein weiterer Grund ist die perfekte Zusammenarbeit der einzelnen verschiedenen Musiker, die das Bandergebnis dann strahlen lassen. Die Harp klagt, wie das Piano perlt, feinster Chicago-Blues, nicht die radikalste Gangart, es bleibt Zeit zum Luftholen (vermisse ich manchmal bei Buddy Guy), geeignet für Fans, die alles schon haben und beim nächsten Treffen „Eingeweihter“ mit einer relativ unbekannten und dennoch guten CD punkten möchten. Erfolg ist garantiert! Versprochen!! Und wo Buddy Guy drauf steht, ist Qualität drin.
Hoochie Coochie Man! Man!

Tracklisting:
Found My Baby Gone
Little Red Rooster
Ah‘w Baby
Evenin‘ Sun Goin‘ Down
Fever
Hound Dog
Cold, Cold Feeling
I‘m Just A Natural Man
The River‘s Invitation
Hoochie Coochie Man
Snatch It Back And Hold It
The Blue Is To Me
Two Way Street

Deadman | „Live At Saxon Pub“

Debüt auf Blue-Rose des Austin-Sechsers, der sich konsequent zwischen Jam-Rock, The Band, Little Feat und Van Morrison bewegt. Zuckersüße Harmonien, im, bitte beachten, positiven Sinne, drei rockende Gitarren, flirrende Wurlitzer, passt alles perfekt zusammen. Schon erstaunlich, was in einer kleinen Kneipe alles aus- und eingeschenkt wird.

Steve Earle
„I‘ll Never Get Out Of This World Alive“

Der Hardcore Troubador, der sich im Titel auf einen Hank-Williams-Song beruft, sprüht vor Spielfreude. Klasse-Album in der eben nicht an Qualtiätsmangel leidenden Gesamtwerkschau des Rootspioniers bevor es das Genre überhaupt gab. Klasse Produktion von T-Bone Burnett, oder trotz T-Bone an den Reglern, keinerlei Effekthascherei. Und das Buch? Dito, siehe unten! Vinyl gibt‘s obendrein.

Jeff Finlin | „The Tao Of Motor Oil“

Kritiker-/ und Chill-Liebling, wieder einmal ein toller Tipp, der die nicht vorhandene Lücke zwischen John Hiatt und His Bobness schließt. Coole Rootsmusik mit leicht knarziger Stimme, wie könnte es bei dem Vergleich auch anders sein.

Rory Gallagher
„Notes From San Francisco“

Unveröffentliches Album von 1978, von dem es freilich das meiste schon gab, und ein 79er Livealbum, zusätzlich ein 38seitiges Büchlein. Schöne Aufmachung, guter Sound, für Fans eine lohnende Investition!

Sicher, hier fehlt einiges, z. B. die „Top Hat Crown…“ von den Heathens, so überzeugt hat mich das Album dann auch wieder nicht und der Abgang von Colin Brooks wiegt sehr schwer. Mal sehen, wo die Reise hingeht.

David Grissom | „Way Down Deep“

Sehr schönes, leider zu kurzes, Gitarrenalbum in bester Exile/Sticky Fingers/Main Offender Manier, aus dem schier unerschöpflichen Austin-Fundus. Play It Loud, Baby!!

Ha Ha Tonka | „Death Of A Decade“

Ambitionierte „Americana“-Platte, beseelt von The Band oder ähnlichen Verdächtigen, vom Hörer Besitz ergreifender (sehr alternativer) Country-Rock, kein Poco-Feeling, qualitativ astrein, würdiger Nachfolger der 09er „Novel Sounds Of The Nouveau South“.
Als Vinyl lieferbar.

John Hiatt
„Dirty Jeans And Mudslide Hymns“

2011er New West/Blue Rose Veröffentlichung, die nahtlos an den Vorgänger „The Open Road“ anknüpft, identische Band und ein qualitativ zuverlässiger Hiatt, der in den letzten Jahren seine Gefolgschaft nie enttäuscht hat. Wer sich nichts aus Roots-/Country-/Blues und straightem Rock macht – Finger weg, Ansonsten: Kaufen! Als Vinyl erhältlich.

Revernd Peyton‘s Big Damn Band
„Peyton On Patton“

Unglaubliche Hommage an den Urvater des Country-Blues, Charley Patton, ohne den es Muddy Waters wohl nie gegeben hätte, spartanische, in Mono aufgenommene Patton-Songs, dennoch atmosphärisch dicht, sehr geeignet für zwei Flaschen Rotwein, jedoch völlig unbrauchbar für selbsternannte Soundästheten. Paralleluniversum!

Rolling Stones
„Some Girls • Deluxe-Edition“

Prachtausgabe der 78er Stones-Antwort auf Punk- und Discomätzchen, zum Prachtpreis, Zeitgeist pur. Die Box besteht aus dem offiziellen CD-Remaster, einer Unreleased-Bonus-Track-CD (die, man ahnt es schon, zum großen Teil auf Boots erschienen sind), einer DVD mit Promo-Clips, eine 7" Beast Of Burden, einem 100seitigen Buch, einem Helmut-Newton-Druck, 5 Postkarten und, uffz, einem LP-Poster. Wichtiger als die zweifellos opulente Aufmachung ist die Tatsache, das sich auf dem Original mit „Beast Of Burden“ und „Some Girls“ zwei der besten Stonesnummern aller Zeiten befinden. Dem Fan, der den Preis von
ca. 90 € aufbringen kann, sei der Kauf empfohlen.

Hank Shizzoe | „Live At BRCP 2010“

Nach dem sich der erste Schock über die Abwesenheit von Oli Hartung und Michel Poffet gelegt hat, bleibt nur noch ein Fazit: Rockin‘ – Rockin‘ – Rockin‘ !!! – eine beseelte, knochentrockene Rockshow des Slidemeisters, die an die Kollaboration mit Sonny Landreth locker heranreicht. Saustark auch Felix Müller am Bass, souverän wie immer Christoph Beck an den Becken…

Josh Smith | „I‘m Gonna Be Ready“

Geständnis: Die habe ich tatsächlich im Elektronikmarkt gekauft, dessen Name ich vergessen habe und ausschlaggebend war zuerst das Cover! Zu sehen ist nur ein Stück tätowierte Haut und sechs gespannte Gitarrensaiten, alles in schwarz/weiß, der Albumtitel : „I‘m Gonna Be Ready“ sorgt dann für gehöriges Maß an Neugier, kurzum: Hülle und Kopfhörer auf. Nach dem dritten Song steht fest: kauf ich! Starkes Album, dass sich konsequent zwischen den „Heiligen Drei Königen“ B.B., Albert & Freddie bewegt, die brachialeren Songs erinnern an den späten Buddy Guy (evtl. Sweet Tea) als Unterbau mag der allgegenwärtige, wann immer ein Newcomer das Licht der Blueswelt entdeckt, Muddy Waters dienen, nur selten wird die Gitarre funky gespielt (Freddieverweis zum Trotz), alles in allem ein hervorragendes elektrifiziertes Bluesquartett aus der L.A.-Area, das es versteht auch gut abzurocken ohne die Blues-Basis aus dem Auge zu verlieren. Uneingeschränkt empfehlenswert, 5 Kopfhörer und 5 Rotweingläser!

Jimmy Thackery hat‘s auf den Punkt gebracht: „Josh is three heartbreaks away from being a true blues guitar genius.“ 
Mit 33 ist er noch jung genug …

Tracklisting:
Fine Young Thing
Only You
Goin‘ Out Tonight
The Way You Do
You And Me (Don´t Belong Together)
I‘m Gonna Be Ready
Newtie
Sober Up Baby
Where‘s My Baby
Ain‘t Enough
Already Found
Dead Wrong

TrennungSeasick Steve | „Walking Man – The Best Of“

Gelegentlich, also eher selten, um ehrlich zu sein fast nie (ich schwöre – Gruß an Edgar-Blue-Rose) stehe ich vor dem schlecht sortierten Bluesfach eines gesichtslosen Elektronikmarktes auf der Suche nach Inspiration. Das ist dann schon ein besonderer Kick, hier fündig zu werden. Passiert so gut wie nie, Guitar Shorty wurde mir vor ca. zehn Jahren von einem der letzten fachkundigen Berater empfohlen. Der gleiche Freak hat mich dann auch für das miese Angebot verantwortlich gemacht – immerhin kaufe ich noch Musik und lade nicht illegal im Netz runter. Da hat er im Eifer wohl etwas verwechselt. Schwamm drüber, war wenigstens mal ‘ne ehrliche Ansage. Tja, und diesen Freitag (vor ca. einem Jahr) zog ich unverrichteter Dinge ab, nichts mit Bo Diddley und Co.

Zeitraffer sechs Stunden später: Freitags-Talk, 3 nach 9, meistens zu empfehlen, auf den Brettern steht Seasick Steve (Steve Wold) und versprüht eine Aura wie ein lebendiger Blues-Anachronismus: 70jährig, Latzhose, Tattoos, Basecap und Gitarre. Von Knast bis Hobo-Dasein alles erlebt, da bleibt real nur eine Mugge, um davon zu berichten. Also, um den Kreis jetzt so richtig rund zu machen: Wer im „Fachmarkt“ Bo Diddley sucht, kann sich bei Nichterfolg mit Seasick Steve trösten. Das ist allerbester Blues ‘n‘ Boogie im Stile des großen Bo Diddley, dem freilich auch ein Song gewidmet wird. Die meisten Songs in mittlerer Gangart, rauer, kehliger Gesang, der aber nie zu Gekrächze mutiert, im Gegenteil, es bleibt alles schön authentisch. Die Steve-Gitarre im Mittelpunkt, unglaublich, dass der „Seekranke Stefan“ erst seit 2004 Alben aufnimmt. Entdeckt wurde er übrigens von John Paul Jones, mehr ist nicht hinzuzufügen.
Als Einstieg ist die „Best Of“ optimal, einziges Manko vielleicht die doch mit 22 Nummern recht lange Spieldauer, hier hätte er etwas straffen können. Lohnt sich, schönes Bluesteil!

Tracklisting:
Dog House Boogie
Cheap
Started Out With Nothin‘
Diddley Bo
Thunderbird
Happy Man
Cut My Wings
Treasures
St. Louis Slim
8-Ball
Don‘t Know Why She
Love Me But She Do
Walkin‘ Man
You Can´t Teach An Old Dog New Tricks
Fallen Of A Rock
The Banjo Song
Never Go West
My Donny
Prospect Lane
Xmas Prison Blues
That‘s all
Dark
Weitere Alben (Quelle hierfür: Wikipedia)
2004: Cheap
2006: Dog House Music
2008: It's All Good (EP)
2008: I Started Out With Nothin And I Still Got Most Of It Left
2009: Man From Another Time
2010: Songs For Elisabeth (Kompilation)
2011: You Can't Teach An Old Dog New Tricks

TrennungHubert Sumlin | „About Them Shoes“

Unser Register „Heavy Rotation” ist immer noch weiß, tja, wie und womit fängt man so etwas an? Geplant war, aktuelle neue Scheiben, die uns gefallen, mehr oder minder kurz zu besprechen. Nach der diesjährigen Austin-Ausbeute, ca. 70 Neuerwerbungen, sollte dies verhältnismäßig leicht fallen, sieht man einmal von der berühmt-berüchtigten Qual der Wahl ab. Noch vor ein paar Tagen war ich sicher: Du beginnst mit den beiden Heathens-Live-CD‘s aus Denver, Colorado. Bis mich (ziemlich verspätet) die traurige Nachricht erreicht: Hubert Sumlin verstarb am 4.12. 2011. Auch wenn dies einigen lebenden Zeitgenossen nicht gerecht wird – H.S. war der letzte der ganz Großen, nachdem Pinteop Perkins‘ Piano im Frühjahr 2011 für immer verstummte. Grund genug für einen musikalischen Rückblick – und Einblick ins Plattenregal.

Die Sumlinsche Metamorphose vom akustischen Delta Blues (Charlie Patton, Robert Johnson) zum elektrischen Chicago Blues ist eindeutig dem Einfluss Howlin‘ Wolf‘s zuzuschreiben, für den er erst Gitarre später Leadgitarre(!) spielte. Die Initialzündung war „Little Red Rooster“, die Stones verhalfen mit ihrer Coverversion H. Wolf und auch Sumlin zumindest zu Aufmerksamkeit, die Ihnen schon länger gebührt hätte und traten ein Blues Revival (zuerst) in UK los.

Keith Richards, der Hubert Sumlin zutiefst verehrte, ermöglichte seinem Vorbild im Jahr 2000 mit „About Them Shoes“ eine Bluesveröffentlichung die sich am elektrifizierten Chicago-Sound aber auch an Richards Vorstellungen wie eine Platte klingen muss, orientierte. Auf „Still A Fool“ greift der „Gönner“, den es ohne Sumlin höchstwahrscheinlich nie gegeben hätte, dann persönlich in die Saiten, so wie wir ihn nie zuvor gehört haben und ziemlich sicher (leider) auch nie wieder hören werden. Der rohe, unbehauene und dabei doch filigrane und technische perfekte Gitarrensound (das ist hier wirklich kein Widerspruch) zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Tracklisting. Schon bei „I‘m Ready“ geht die Post in bester Wilie-Dixon-Chicago-Manier ab, unterstützt unter anderem von Eric Clapton und Levon Helm. Bei Muddy Waters‘ „Come Home Baby“ glänzt Paul Oscher an der Harmonica, bei den Vocals gelingt ihm das leider nicht ganz so gut. Und dass Clapton hin und wieder immer noch den Blues hat, steht spätestens bei „Long Distance Call“ fest. „Don‘t Go No Farther“ (Wilie Dixon) haben wir vor Wochenfrist live von den „Engerlingen“ gehört, der deutsche Text trifft die Sache und auch das Bluesfeeling wird Wolfram Bodag & Co an dieser Stelle nicht abgesprochen, der musikalische Punkt geht aber eindeutig an Hubert Sumlin und seine famose Begleitband.
„This Ist The End, Little Girl“ erzeugt eine veritable Gänsehaut, Hubert Sumlin gemeinsam mit seinem musikalischen Ziehsohn an der Gitarre, das einzige Stück, bei dem Hubert selbst hinter dem Mikro steht. Da ist es unerheblich, dass er kein großer Sänger ist.

Eine perfekte Chicago-Blues-Veröffentlichung, die neben dem legendären Hubert Sumlin auch durch eine sensationelle Begleitband besticht. Eine Offenbarung für Bluesfans! Bier auf!! Inselplatte!!!

Niemand geht so ganz – wer solche Musik gespielt hat, ohnehin nicht. Farewell Hubert!

Tracklisting:
I‘m Ready
Still A Fool
She‘s Into Something
Iodine In My Coffee
Look What You‘ve Done
Come Home Baby
Evil
Long Distance Call
The Same Thing
Don‘t Go No Farther
I Love The Life I Live, I Live The Life I Love
Walkin‘ Thru The Park
This Is The End, Little Girl

TrennungGeorge Thorogood
„2120 South Michigan Avenue“

Für mich einer der heißesten Gitarristen überhaupt, dieses Comeback hätte ich ihm allerdings nicht (mehr) zugetraut, lauter Klassiker, einer (g)riffiger als der andere, klassischer Chicago-Sound, was auch sonst, und, reine Mutmaßung, die verdammte Decke des Studio‘s wird er wohl nicht gestrichen haben. Als Vinyl lieferbar! Hammerteil!! Bluesheaven!!!


Tom Waits | „Bad As Me“

Wer „Real Gone“, dass komplett ohne Waits-Piano auskam, nicht so gemocht hat, wird hier definitiv fündig, der Regenhund in bester Spiellaune, unverkennbar Keef Riff Hard, endlich wieder eine Waits-Scheibe aus einem Guss, ohne Längen und aufgesetzten Firlefanz. Hat er sich gar gegen Kathleen durchgesetzt? Als Vinyl lieferbar, gute Pressung!

Westernhagen | „Hottentottenmusik“

Nein, bitte nicht schon wieder eine überflüssige Live-Platte mit drögen „Ihr-seid-die-Größten-Ansagen“, das braucht niemand mehr. Obacht, der frühere Träger des orangenen Unterhemdes kehrt zumindest musikalisch auf die Straße zurück und singt wieder geil und laut. Saugute Live R & B-Platte, das was er schon immer am besten drauf hatte, kommt ohne die 327. Version von „Sexy“ aus, bietet dafür mit dem „Pfefferminzblues“, „Nureyev“ und vor allen Dingen mit „Lichterloh“ beste dreckige Rockmusik. Bitte mehr davon – auch von dieser Band. Einen besseren Live-Westernhagen gab es wohl noch nie, jaja, eventuell während der JaJa-Tour. Könnte sein.

Buddy Whittington | „Six String Svengali“

„Probably the Greatest Bluesbreaker of them all“ wird John Mayall im CD-Cover zitiert und der muss es wissen, hat Whittington doch seinerzeit (1993) das Erbe von Coco Montoya angetreten und blieb dem Bandleader Mayall eineinhalb Dekaden treu, was an sich ja schon ungewöhnlich ist.

Zweites formidables Texas-Blues-Album eines weiteren Texas-Trios – die auf der CD auch Credibility erhalten. Keine sture Bluesverwaltung, der Blick über den musikalischen Gartenzaun in Richtung Country/Rock/ Rockabilly ist erlaubt. So entsteht ein abwechslungsreiches Album eines guten Songwriters, der nicht nur die geografische Nähe zu ZZ Top nicht verleugnen kann. Ohne zu plündern!

Bleibt zu hoffen, dass der Mittfünfziger Meister an Strat/Tele uns noch einige Alben auf diesem Niveau bescheren wird. Und es zeigt sich erneut: spätestens wenn die Musiker Ihren Lehrmeister übertreffen, suchen sie das Weite. Das spricht für Whittington: Er hätte Mayall schon 1993 wieder verlassen müssen.

Tracklisting:
Back When The Beano Was Boss
Deadwood And Wire
My World Revolves Around You
Ain‘t Got The Scratch
I Had To Go See Alice
Fender Champ
Six String Romance
Texas Trios
The Put On Song
For Crystal Beach
While we‘re Here
Weitere Veröffentlichungen:
Buddy Whittington

TrennungCarolyn Wonderland | „Peace Meal“

Jetzt endlich eine Blues-Scheibe in der Liste, wurde auch Zeit. Die inzwischen 40jährige Texanerin glänzt mit einer exzellenten Veröffentlichung. Musikalisch viel näher an Janis Joplin (What Good Can Drinkin‘ Do?) als beispielsweise an Bonnie Raitt. Kurzweiliges Album das keine Fragen offen lässt und zusätzlich durch den ausdrucksstarken Gesang (Golden Stairs) besticht. Kommt auf den Live-Kalender für 2012.